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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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46 Maddalena Guiotto stand sich demnach nicht allein als religiöser Glaube, sondern auch als Kul- tur, als Lebensstil und als eine Form des politischen Verständnisses, das sich radikal jenem der sozialistischen und liberalen Gruppierungen widersetzte. Die Auseinandersetzung und der Zusammenprall mit den Sozialisten und Liberalen waren offen und heftig, vor allem mit den ersteren, wie die Reden und Schriften De Gasperis bezeugen. Er bediente sich darin einer Sprache, welche die militanten Katholiken aus dem militärischen Bereich übernah- men12: Es gehört durchrüttelt und gereizt, und das ist, was jetzt versucht wurde13 – darin wurde der Einfluss der Diktion und des Stils von Karl Lueger deutlich. Auch in den Vorträgen, die De Gasperi vor italienischen Arbeitern in Wien hielt, blieb er dieser Ausdrucksweise treu14. Aber neben De Gasperi, dem Arbeiterführer, gab es auch den Studen- ten De Gasperi, der „akademische Vorträge“ bei den Abendveranstaltungen der italienischen akademischen Verbindung hielt, woran aber auch deutsch- sprachige Studenten, Dozenten und Politiker teilnahmen. Am Abend des 10. Februars 1903, den De Gasperi als unser schönstes akademisches Fest beschrieb, waren unter den Anwesenden die Universitätsprofessoren Ernst Commer und Josef Hirn sowie die christlich-sozialen Abgeordneten Robert Pattai und Josef von Baechlé15. Der katholische Historiker Josef Hirn, Dozent für öster- reichische Geschichte an der Universität Innsbruck, war 1899 an die Univer- sität Wien berufen worden. De Gasperi zitierte ihn nochmals 190816 und erin- nerte daran, dass seine Vorlesungen an der Universität Wien auf heftigen Wi- derstand bei den Studenten gestoßen seien, weil sein militantes katholisches Auftreten bekannt war17. In dem Artikel prangert er die Unterlegenheit der 12 De Rosa, Prefazione XIV. 13 Alcide De Gasperi, Dopo un giro di propaganda nel Vorarlberg, in: La voce cattolica (3. Oktober 1903); nun auch in De Gasperi, Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 286 ff. (Übers. d. Verf.) 14 Giacomo Fortis [Alcide De Gasperi], La nostra storia, in: Rivista Tridentina (22. Sep- tember 1907), monografische Ausgabe von der katholischen Studentenverbindung des Tren- tino: Dopo dieci anni. Moniti plausi ricordi 2–5, hier: 4; nun auch in: De Gasperi, Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 665–685. 15 Fortis [De Gasperi], La nostra storia 5. 16 Alcide De Gasperi, A lumi spenti II, in: Il Trentino (28. März 1908); nun auch in: De Gasperi, Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 749–755. 17 Diesbezüglich siehe Bernhard Moser, Die Katholisch Akademische Studentenver- bindung Norica in Wien 1883–1938. Versuch einer Strukturanalyse, Dissertation Universität Wien (Wien 1983) 126.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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