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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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54 Maddalena Guiotto gegen die Juden, weil sie eine andere Religion haben und einer anderen Rasse angehö- ren, aber wir müssen uns dem widersetzen, dass sie sich die Christen mit ihrem Geld zu Sklaven machen36. Es war ein Antisemitismus, der in erster Linie sozial und wirtschaftlich, nicht aber rassistisch ausgerichtet war. Die Führung der österreichischen Christsozialen, von Karl Lueger über Richard Weiskirchner und Albert Gessmann, vertrat also keinen anti- semitischen Rassismus und hatte nichts mit der Theorie und Praxis von poli- tischer Gewalt zu tun. Für Lueger und den Großteil der christlich-sozialen Führungsmitglieder waren die Kritik und die Angriffe gegenüber Juden hauptsächlich politisch motiviert. Die antisemitische Rhetorik, derer sich Lueger in der Öffentlichkeit bediente, war jedoch brutal, beleidigend und unbarmherzig und ihre emotionelle Wirkung konnte von anderen zu noch schändlicheren Zwecken genutzt werden, auch innerhalb der Partei37. Noch stärker und extremer verbreitet war der Hass gegenüber Juden bei dem klei- nen „linken“ Flügel der christlich-sozialen Partei unter der Führung von Leo- pold Kunschak38, der De Gasperi aufgrund seiner Verdienste bei der Organi- sation der Arbeiterschaft hoch achtete. De Gasperis Bewunderung galt nicht nur Lueger, sondern vor allem dem, was er als den größten Stolz dieser Partei bezeichnete, nämlich die reine Arbeiterbewegung, die sich voriges Jahr beim letzten Wiener Kon- gress zu einer autonomen und von der Partei unabhängigen Organisation erklärt hatte, obgleich sie davon natürlich ein Teil bleibt. Der Organisator der Arbeiterschaft ist der einstige Sattlergeselle Leopold Kunschak, der dann inbrünstiger Propagandist für die gesamte Jugend wurde und nun Redakteur der ,Christlich-sozialen Arbeiterzeitung‘ ist39. 36 Der Bericht zum Streitgespräch wurde auf der ersten Seite der Tageszeitung veröffent- licht, die De Gasperi bereits seit mehr als einem Jahr leitete: Il contraddittorio Dr. Degasperi – Todeschini, in: Il Trentino (18. Juni 1906), auch in De Gasperi, Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 468–473. Mario Todeschini war Abgeordneter der italienischen sozialistischen Partei von 1900 bis 1919. (Übers. d. Verf.) 37 Siehe dazu ausführlicher Boyer, Karl Lueger. Christlichsoziale Politik 207–210. 38 Ebd. 208 f. 39 De Gasperi, La democrazia cristiana all’estero. (Übers. d. Verf.)
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
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