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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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58 Maddalena Guiotto Nach der Einführung der auf Grundlage des allgemeinen Wahlrechts ge- wählten fünften Kurie im Jahr 1896 hatten die durch das Zensussystem be- nachteiligten nichtdeutschen Nationen und vor allem die beiden großen Mas- senparteien – Sozialdemokratie und Christsoziale – die Bewegung zugunsten des allgemeinen, unmittelbaren und gleichen Männerwahlrechtes verstärkt. Im Jahr 1905 schenkte auch Kaiser Franz Joseph dieser Reform seine Auf- merksamkeit. Er stimmte einer Verbesserung des Badeni-Gesetzes im demo- kratischen Sinne zu, in der Hoffnung, die nationalen, das österreichische Staatsgefüge zerreißenden Konflikte in einer auf Grundlage des allgemeinen Wahlrechts gewählten Kammer von einer Wählerschaft, die mehr die wirt- schaftlichen als die nationalen Fragen im Blick hatte, abzumildern49. Die im Jahr 1905 von dem konservativen Ministerpräsidenten Paul von Gautsch ein- geleitete Reform wurde 1906 von Max Vladimir von Beck, einer der fähigsten und dynamischsten Persönlichkeiten der Endphase der Habsburgermonar- chie, abgeschlossen. Das neue Gesetz wurde im Jänner 1907 verabschiedet, mit einer neuen Wahlgeometrie: mit möglichst homogenen Wahlkreisen unter einem nationalen Gesichtspunkt und von unterschiedlicher Größe und Bevölkerungszusammensetzung. Dennoch berücksichtigte man den unter- schiedlichen Steuerbeitrag der verschiedenen Regionen, und dieser Faktor begünstigte weiterhin das deutsche und das italienische Element. Die Reichs- ratswahlen, die wenige Monate nach der Einführung der Wahlreform statt- fanden, führten zu einem völlig neu zusammengesetzten Abgeordnetenhaus – weniger im Hinblick auf die Nationalitätenverhältnisse als in Bezug auf die politische Zusammensetzung der einzelnen nationalen Anteile50. Der Kampagne um das allgemeine Wahlrecht widmete De Gasperi eine ununterbrochene Tätigkeit – in Form von Schriften, Kundgebungen und diversen Redebeiträgen –, und er zögerte nicht, eine „radikale Reform“ zu fordern, welche „die Privilegien, denen bereits die historische Grundlagen 49 Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa 551 ff.; Angelo Ara, Crisi e declino della mon- archia asburgica, in: Il luogo di cura nel tramonto della monarchia d’Asburgo. Arco alla fine dell’Ottocento, hrsg. von Paolo Prodi, Adam Wandruszka (= Jahrbuch des italienisch-deut- schen historischen Instituts in Trient 43, Bologna 1996) 323–345. 50 Zum Gesetzgebungsverfahren, das zur Reform führte und dessen Ergebnisse hinsicht- lich der Wahlen siehe Lothar Höbelt, Parteien und Fraktionen im cisleithanischen Reichsrat, in: Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Bd. VII: Verfassung und Parlamentarismus, hrsg. von Helmut Rumpler, Peter Urbanitsch (Wien 2000) 895–1006, besonders 970–979,
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
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