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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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60 Maddalena Guiotto ße sei der Ort, wo über das neue Wahlrecht abgestimmt werden solle54. Auf je- den Fall weht überall ein neuer Wind, eine neue politische Orientierung kündigt sich an, und sie wird weitreichende Konsequenzen auch in den Ländern und Kommunen mit sich bringen.55 Im Juli 1906 waren die Parlamentsdebatten um das allgemei- ne Wahlrecht von zunehmenden politischen und nationalen Spannungen be- gleitet. Vor Monaten wäre die Obstruktion gegen die Wahlreform wie ein Angriff auf die Demokratie erschienen, schrieb De Gasperi, allein die Vorstellung war verboten. Den Weg zum Fortschritt zu versperren, wäre der politische Selbstmord einer Partei gewesen. […] Aber dann, habt ihr gesehen, wie auf dem Absatz kehrtgemacht wurde? […] Die Begeisterung über das allgemeine Wahlrecht hat sich in Rauch aufgelöst56. Als dieses Obstruktionsintermezzo überwunden war, wurde das Gesetz verab- schiedet und De Gasperi kämpfte darum, dass bei den Reichsratswahlen im Frühjahr 1907 – die ersten nach allgemeinem Wahlrecht – alle Bürger wählen gingen, selbst wenn es in Tirol wie in anderen Ländern Österreichs keine gesetzliche Verpflichtung gab57. 5. Im Wiener Parlament De Gasperis Einzug in den Reichsrat im Juli 1911 fiel in die Zeit einer schwe- ren, bereits unumkehrbaren Krise des österreichischen politischen Systems. Die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes und die Wahl eines Parlaments des Volkes, welches das Parlament des Privilegs ersetzen sollte, hatten nicht die Beseitigung der alten Übel Österreichs ermöglicht, besonders nicht die des Nationalitätenproblems, das nicht einmal beschwichtigt werden konnte58. 54 De Gasperi, Il governo e la riforma elettorale. (Übers. d. Verf.) 55 Alcide De Gasperi, La riforma elettorale, in: La voce cattolica (7. November 1905); auch in Ders., Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 385–388, hier: 388. Siehe auch Ders., Il movimento politico e il partito popolare trentino, in: La voce cattolica (13. Februar 1906); nun auch in Ders., Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 413–416. (Übers. d. Verf.) 56 Alcide De Gasperi, Intermezzo ostruzionistico, in: Il Trentino (11. Juli 1906); auch in Ders., Scritti e discorsi politici, Bd I/1 486 ff. (Übers. d. Verf.) 57 Fortis [De Gasperi], L’anno del suffragio universale, in: La Squilla (4. Jänner 1907); auch in Ders., Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 546–547; siehe auch Ders., Il voto obbligatorio, in: Il Trentino (9. Oktober 1906); nun auch in Ders., Scritti e discorsi politici, Bd. I/1 516–517. 58 Für einen Überblick über die Tätigkeiten De Gasperis im Wiener Parlament siehe Rug- gero Moscati, De Gasperi nel Parlamento austriaco, in: La nuova Antologia 111 (1976) 20–44; Richard Schober, Alcide De Gasperi al parlamento a Vienna, in: De Gasperi e il Trentino, hrsg. von Canavero, Moioli 759–795; Ilaria Ganz, La rappresentanza del Tirolo italiano alla
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
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