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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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61 Alcide De Gasperi und die österreichische Politik vom Reich bis zum „Anschluss“ Während die Spannung zwischen den Tschechen und Deutschen in Böhmen unverändert ein Problem höchster Relevanz auf nationaler und parlamenta- rischer Ebene darstellte, verstärkte sich nun auch die südslawische Frage, mit fatalen Konsequenzen für die Existenz der Monarchie. Die Wahlen im Juni 1911, die mit einem klaren Erfolg für die Regie- rungsparteien und die alte Mehrheit endeten, hatten erneut für ein zerris- senes und in Parteigruppen gespaltenes Parlament gesorgt. Dieses war von einem nationalen Pluralismus gekennzeichnet, unfähig, sich ideologisch zusammenzufinden; ein Parlament, dessen Zusammensetzung ein Ansporn für den Wunsch von dynastischen und bürokratischen Gruppen darstellte, außerparlamentarisch zu regieren. Geführt wurde die Regierung ein weite- res Mal von Paul von Gautsch, der – in der Hoffnung, dass sich die politische Situation klären würde, um den Weg für eine parlamentarische Regierungs- mehrheit zu bereiten – ein provisorisches Ministerium mit einer starken Be- teiligung von Verwaltungsbeamten aufstellte59. De Gasperi trat der aus zehn Mitgliedern bestehenden Parlaments- fraktion der italienischen katholischen Volkspartei bei. Neben dem Präsiden- ten Enrico Conci und anderen sechs Abgeordneten aus dem Trentino gehör- ten ihr auch zwei Abgeordnete aus Görz-Gradisca und ein Abgeordneter aus Istrien an60. In der ersten Sitzung einer neuen Session wurde im Parlament tra- ditionsgemäß der jüngste Abgeordnete einer Fraktion zum provisorischen Schriftführer ernannt und musste die Angelobungsformel in der Sprache seiner Volksgruppe verlesen. Diese Aufgabe kam De Gasperi in der ersten Sitzung Mitte Juli 1911 zu61. Da er der jüngste Abgeordnete seiner Parlaments- Camera dei deputati di Vienna 1861–1914 (Trient 2001) 228–238. Siehe außerdem: Angelo Ara, Governo e parlamento in Austria nel periodo del mandato parlamentare di Cesare Battisti 1911–1914, in: Fra Austria e Italia. Dalle Cinque Giornate alla questione alto-atesina, hrsg. von Angelo Ara (Udine 1987) 137–142; Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa 553–560. 59 Ara, Crisi e declino 334–338. De Gasperi triumphierte bei der Wahl mit 3.116 von 4.117 gültigen Stimmen. Die Wahlergebnisse in: Il Trentino (14. Juni 1911); für eine Bilanz der Ergebnisse der Stichwahlen einiger Kandidaten des Trentino im Wiener Parlament siehe: Alcide De Gasperi, Le elezioni di ieri, in: Il Trentino (21. Juni 1911); auch in: Ebd., Scritti e discorsi politici, Bd. I/2 1295 ff. Siehe außerdem Höbelt, Parteien und Fraktionen 987 für ein Diagramm zu den Parlamentsgruppen, die die Kammer nach den Wahlen 1911 bildeten. 60 Umberto Corsini, Il colloquio Degasperi–Sonnino. I cattolici trentini e la questione nazionale (Trento 1975) 168 f. 61 StPAH, XXI Session, 1. Sitzung 4.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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