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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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Seite - 62 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

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62 Das Ordnungsgeflecht in österreichischen Spitälern in der Frühen Neuzeit die jeweils in den verschiedenen Räumen verwahrten Realien301, auf Kapital302 oder auf Belegzahlen303 rückschließen lässt – großes Interesse, wenn auch systematische, kompa- ratistisch regionale oder spitaltypologisch ausgelegte Auswertungen bislang noch weitge- hend fehlen. Je weniger Quellen zu einem Spital vorliegen, umso wichtiger sind erhaltene Inventare, die meist den Besitzstand des Spitals in toto verzeichnen304. Manche Inventare führen auch die Insassen als Teil der „Ausstattung“ eines Spitals an, so etwa das Pressbur- ger Spitalinventar von 1506305. Die seit dem Spätmittelalter306 vermehrt vorliegenden Spi- talinventare können dabei als eigenständige Textsorte, als Teil von Spitalrechnungen oder etwa als Teil eines Buches mit Berichten der Spitalleitung307 vorliegen308. Meist räumlich nach Gewölbe, Kammer, Kasten, Keller, Küche und Stuben bzw. auch nach Stockwerken und oft nach Sachgruppen (etwa Messing-Töpfe, Zinn-Geschirr) geordnet309, wird die liegende und fahrende Habe unterschiedlich ausführlich, mehr oder weniger detailfreudig aufgereiht. Grundsätzlich muss angemerkt werden, dass Inventare niemals den Gesamt- bestand eines Hauses vollständig verzeichnen310. Dinge von geringem Wert wurden in der Regel nicht verzeichnet: Unspezifisch fand sich „in ainer truhen allerlay ding“311 oder der Gesamtbetrag für hölzernes und irdenes Geschirr (meist aber nicht die hölzernen Löffel und Becher) wird ohne nähere Spezifikation angeführt312. Sowohl die bauliche Ausge- staltung der Spitäler als auch das Mobiliar bzw. die Ausstattung der Zimmer werden in den „reichen Fundgruben“313 der Quellengattung Inventar dennoch gut greifbar. So ver- zeichnet das 1492 erstellte Inventar des Wiener Pilgerhauses die Räume der Institution einzeln: „in der fraun kamer beim prunn“, „In der vordern fraunkamer“, „In der schueler kamer“, „In der vorderen priester kamer“, „In her Asem kamer“, „In der hinderen briester und Bischofsstadt 283; Knefelkamp, Stiftungen und Haushaltsführung 84f.; Bock–Widmann, Freiburg 136– 143 (Edition des Inventars von 1574 285–292, Inventar 1682 292–298, Fahrnisinventar 1792 299–301); Dir- meier, Leprosenhaus St. Lazarus 38–41. Aus kunstgeschichtlicher Sicht Hermann, Das Luzerner Armenspital. 301 Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 224; als Beispiel Lechner, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 143 (Ausstattung Sondersiechenhaus), 245–247 (Buchausstattung Benefiziatenhaus), 248 (Liturgisches Gerät für das Spital); Wurmbrand, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 40–56. 302 Ebd. 198 (Kapitalien der Barmherzigen Brüder in Graz 1710). 303 Hatje, Institutionen 331. Zur Schwierigkeit aus Bettenangaben Belegzahlen zu rekonstruieren: Winzer, Zu den Pestkrankenhäusern 282 (Aegidii-Elenden-Haus, Inventar 1523); Schneider, Die Hospitäler im Raum Alt-Tirol 87. In Radkersburg besaß 1743 jeder Spitalinsasse „sein“ Bett, Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 89, dagegen 165 (Graz). 304 Zur Anlage von Inventaren beim Tod eines Spitalinsassen Just, Grundherrschaftsprotokolle 444; Kloibhofer, Bürgerspital 115–122; Gröchenig, Knittelfeld 84–94. 305 Majorossy–Szende, Sources 655–657; dies., Hospitals 436. 306 Für das Klosterspital Klosterneuburg liegt erst für 1506 das erste Inventar vor: Holubar, Das Spital 61–65 (1506). 307 Als Beispiel Mänd, Hospitals 554–557. 308 Jaritz, Die ,,armen Leute“ 33–35 (Teil der Spitalrechnung von 1460/61 „Egenburger raittung anno 61“, Amtsübergabe). Ähnlich auch bei den obersächsischen Lazaretten Schlenkrich, Von Leuten auf dem Sterbestroh 182f. (Inventar als Teil der Rechnung 1565 für das Leipziger Pesthaus), 198–204 (Inventar als Teil der Rechnung 1760 für das Dresdner Lazarett); dies., Gevatter Tod 216–223; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 56. 309 Haydinger, Fürsorge 50f. (Inventar des Grazer Bürgerspitals zum Heiligen Geist 1626): „Männer- stube“, „Weiberstube“, „Im Stübl auf der Stiege“, „Im neuen Gebäude im Stübl“, „Im hintern Stübl“. 310 Hlaváčková, Böhmische und mährische Spitäler 618–624; am Beispiel ungarischer Bürgerspitäler Krász, General Trends 470f. 311 Just, Das Wiener Pilgerhaus 143. 312 Mohrmann, Alltagswelt 12. 313 Schlenkrich, Von Leuten auf dem Sterbestroh 18.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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