Seite - 87 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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I. Österreich: Hofspitäler (Kommentar Nr. 1–16) 87
Schwerpunkt aber deutlicher auf die wirtschaftliche Reform des finanziell angeschlagenen
Hauses14. Als Beispiel für die Leitung des Hauses dient die Instruktion15 für den Super-
intendenten des Wiener Hofspitals, den studierten Juristen Dr. Jakob Scholz16 aus dem
Jahr 1613 (Edition Nr. 12, S. 491–493), wobei Scholz schon zuvor als Kommissar mit
Angelegenheiten des Hofspitals betraut worden war und die vielschichtige Problemlage
um das Spital gut gekannt haben muss17.
Die Spitalordnungen der österreichischen Hofspitäler stehen in enger textlicher Ab-
hängigkeit zueinander, nur die Spitalordnung für das Hofspital Aussee von 1568 (Edition
Nr. 9, S. 451–459) – schon nach der Länderteilung von 1564, also nach dem Tod von
Ferdinand I. – schert textlich hinsichtlich der religiösen Bestimmungen und der lokalen
Besonderheiten stärker aus18. Die Edition der Ordnungen bzw. die Edition von Texten
im Umfeld der Gründung stehen deshalb im Vordergrund des editieren Hofspitäler-
komplexes, die einzelnen Hofspitäler werden im Folgenden mit ihrer nur zum Teil gut
erforschten Hausgeschichte kurz vorgestellt. Das im Augustinerkloster untergebrachte
Hofspital in Laibach/Ljubljana, 1552 noch ausschließlich für Arme vorgesehen, wurde
schließlich 1553 alten Bergleuten aus Idria/Idrija sowie Invaliden und abgedankten Sol-
daten gewidmet19, die Spitalordnung datiert aus 1559 (siehe Edition Nr. 6, S. 420–427).
Bis 1597 war das Laibacher Hofspital im ehemaligen Augustinerkloster untergebracht,
danach übersiedelte es (bis 1612) in das Laibacher Franziskanerkloster, erst 1613 wurde
gegenüber dem Franziskanerkloster ein eigenes Gebäude (heute Vodnikov trg 5, in der
Nähe der Kathedrale) errichtet, wo das Hofspital bis zu seiner Aufhebung 1771 situiert
war, als das Haus für 8.500 fl. verkauft und zum Haupttabakamt gemacht wurde. In der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts befanden sich im Laibacher Spital durchschnittlich 30
Männer und sechs Frauen sowie einige Waisen. Ende des 17. Jahrhunderts lassen sich dort
zehn bis zwölf Arme nachweisen, für 1767 dagegen 22 Männer und acht Frauen. Mit der
Aufhebung des Spitals 1771 und der Etablierung des Hauptarmenfonds 1787 – Mitte des
19. Jahrhunderts wurde dessen Leitung dem Inspektorat des Bergwerks in Idrija übertra-
gen – bekamen 31 Arme aus dem Hofspitalsfonds ihre Rente20.
Mit dem Tod des letzten Mönchs im Welser Minoritenkloster 1554 wurde das Haus,
unter Zustimmung großer Förderer (wie der Familie Polheim) noch im selben Jahr in ein
Hofspital umgewandelt und eine Spitalordnung erlassen (Edition Nr. 4, S. 408–416),
wobei der Grund- und Zehentbesitz des Klosters das Spital dotierte – die ursprünglich
14 Zum Kontext dieser umfangreichen Ordnung Nowotny, Wiener Hofspital 96–103
15 Unterzeichnet von Georg Teufel Freiherr zu Guntersdorf (1580–1642), 1613 Regimentsrat, Statt-
halter 1640–1642, Starzer, Die NÖ Statthalterei, 242–246; weiters unterzeichneten Dr. Christian Schäffler
(† 1645), Regimentsrat 1605, Dekan der juridischen Fakultät in Wien 1606 und 1608, Superintendent der
Wiener Universität, Kanzler 1627 bis 1645, Starzer, Die NÖ Statthalterei 433; Dr. Kaspar Schwab († 1623),
Regimentsrat 1609 bis 1623, Starzer, Die NÖ Statthalterei 433.
16 Starzer, Die NÖ Statthalterei 433. Dr. Jakob Schol(t)z († nach 1629), Baccalaureus der Wiener
Universität 1594, Studium in Padua (1595), Siena (1596), seit 1604 Mitglied des Wiener juridischen Dokto-
renkollegiums, Dekan der juridischen Fakultät 1605, Regimentsrat seit 1605, Rektor der Wiener Universität
1606 und 1628
17 Zur Instruktion von Scholz Nowotny, Wiener Hofspital 93f.; Scholz war 1610 Mitglied einer
Visitation von Wolkersdorf und des Hofspitals selbst, ebd. 90.
18 Nowotny, Heilig-Geist-Spital 30–36.
19 Mal, Stara Ljubljana 88f.; kritisch zur angeblichen Versorgung Valentinitsch, Idria 202–207, bes.
204. Die Auskünfte für Laibach verdanken wir unserem Kollegen Dušan Kos!
20 von Radics, Die Wohlthätigkeit 14–17.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin