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III.1 Tirol: Versorgungshäuser – „Hausordnung“ für das Jahr 1839 (Kommentar Nr. 21) 105
Sanitätsbereich (gemeinsam mit dem Hausarzt). Der Hausaufseher sah sich aber auch
mit der Kontrolle der Wärter (und der Pfründner) beschäftigt, allfällige Strafen über die
Pfründner hatte der Hausaufseher (in Akkordierung mit dem Hausarzt) auszusprechen
sowie den Pfründnern auch Arbeit gemäß ihrer Körperverfassung zuzuweisen. Einwei-
sungen in die „Irren“-Zelle der Versorgungshäuser, als eine Art Wartezimmer für die häu-
fig überbelegte, mit 80 Betten ausgestattete, 1830 gegründete „Provinzial-Irrenanstalt“
Hall3, mussten ebenfalls vom Hausaufseher vorgenommen werden.
Gemeinsam mit dem Hausaufseher bildete der Spitalarzt die eigentliche Leitung des
Versorgungshauses: Klagen der Pfründner, die Reinlichkeit der Anstalt und der Nahrung,
aber auch die Zumessung von Arbeit waren beispielhaft angeführte Agenden des Spital-
arztes. Direkt vor Ort als aktiver Leiter befand sich das Wärterpersonal, in den meisten
Fällen eine Wirtschafterin bzw. eine Hausmutter, die in einem außerordentlich breiten
und damit konfliktträchtigen Zuständigkeitsbereich für die Küche, die Pflege der Insas-
sen, die Wahrung der Hausordnung und die Reinigungsmaßnahmen im Haus (etwa Bo-
denreinigung, Wäsche) zuständig war. Strafen durfte die Wirtschafterin selbst nicht aus-
führen, sondern hatte abweichendes Verhalten weiterzumelden. Den breitesten Raum in
der Hausordnung von 1839 für Tirol nahmen die Insassen als das Zielobjekt der Fürsorge
selbst ein. Die Speisung (drei Mal pro Tag), das Bett und dessen Ausgestaltung, die Klei-
derausstattung (Hemd, Strümpfe, Hose, Leibwäsche), die Hausordnung (Zeitordnung
des Hauses) und die Arbeitsverpflichtung der Insassen wurden schriftlich ebenso wie die
Ausgangszeiten fixiert.
3 Heidegger, Handlungsräume 271–274.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin