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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Seite - 174 -
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174 Kommentare nen am Eisenerzer Kalvarienberg teilzunehmen8. Trotz dieser vielfältigen Einnahmen war es für das Spital in der Regel sehr schwierig, ausgeglichen zu bilanzieren. Der Magistrat bemühte sich stets um eine Vermehrung der Einnahmen und nicht grundlos hielt der protestantische „Marggtschreiber“ Dionysius Attaler im Jahr 1560 die bemerkenswerten Verse auf dem Buchdeckel des Spitalurbars9 fest10: „Weliche helffen hie / den Armben mein Deren will ich dordt ein Tröster sein / Unnd wil Inen geben Reichen Lhon / Den sy enndfachen sollen schon. die aber der Armben gar vergessen / Oder Iren Schwais abfressen / Schmelern Ire Einkumbenn Bedenckhen gar nicht Iren Frumben. Ann denen will ich Rechen mich Wann ich Irr Weib und Khind ansich / Und will inn geben grosse Quöll / Hiee böses gwissen / dordt ewige höll /.“ Hat sich die Raumaufteilung des ehemaligen „Hauß der armen Leith“ im Marktzentrum auch nicht bis in die Gegenwart überliefert, so wissen wir hingegen über den Nachfolgebau, am Ortsrand in Richtung Vordernberg gelegen, einigermaßen Bescheid. Der österreichische Regierungsrat Johann Adam Felix von Mainersperg besuchte im April 1730 im Rahmen seiner vielfältigen Visitationsreisen auch dieses Spital und es wurde ebenfalls ein detaillierter Grundriss des Hauses mit dem dazugehörigen Protokoll angefertigt. Betrat man das Spital (ca. 280 m2), so fand man linkerseits die sehr enge Stube der Spitaler, die Küche, die Schlaf- kammer für die Frauen, die Meierstube, die Speisekammer, eine weitere enge Kammer, eine Holzablage und den Aufgang in den ersten Stock, wo Getreide und Fleisch gelagert wur- den. Außerdem sah der Besucher 5 verschläg, alwo die arme ihre pötter haben11. Das Gebäude war unterkellert, verfügte über einen Dachboden mit Lagermöglichkeit, über Pferde- und Ochsenställe, eine Zeug- und Wagenhütte, einen kleinen Garten, einen Fischkalter und eine Badestube (Prechelstube), in der meist eine unsinige Person wohnte. Ein weiterer Stall lag außerhalb des Marktes, wohin das eingehende Getreide geliefert wurde, aber auch die für die Almen bestimmten Tiere Unterstand fanden. Insgesamt scheinen zum Zeitpunkt der Untersuchung 36 Arme auf, von denen jedoch einige erst kürzlich verstorben waren. Diese wurden am Spitalfriedhof bestattet, der vermutlich jedoch über keine eigene Ka- pelle verfügte, obwohl Pfarrer Franz Ferdinand Fraidt im April 1725 50 Taler für diesen Zweck legiert hatte. Die freien Pfründen wurden vom Kommissar rasch nachbesetzt, u. a. mit Georg Prugner, dem ehemaligen Mautner beim Bürgerspital. Um die Mitarbeiter/ innen der Meierei – immerhin sieben Personen – freistellen zu können, schlug Mainersperg mit den altbekannten Argumenten vor, die hauseigene Landwirtschaft aufzugeben, was der Magistrat zeittypisch von sich zu weisen wusste. Die Spitalbewohner arbeiteten ebenfalls nach ihren körperlichen Möglichkeiten für die Meierei, um dem „teuflischen Müßiggang“ 8 Ebd. 110f.; siehe dazu auch weiter unten. 9 Zu den Spitalurbaren der Jahre 1530ff. StLA, Weltliche Stiftungsakten 22, K. 117, Nr., fol. 1r–109r. 10 Zit. nach Loehr, Ortsgeschichte von Eisenerz 62. 11 StLA, Weltliche Stiftungsakten 22, K. 117, Nr. 10, Untersuchungskommissar Johann Adam Fe- lix von Mainersperg an die Landessicherheitshofkommission, 1730 April 12, fol. 116r–179v, hier fol. 166v; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 88.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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