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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Seite - 175 -
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Seite - 175 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

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VI.4 Steiermark: Eisenerz – Bürgerspital Kommentar (Nr. 52–53) 175 gegenzusteuern12. Dabei müssen jedoch stets die Beschreibungen der Insassen zu Rate ge- zogen werden, wie viele Frauen und Männer die Spitalleitung überhaupt zu Haus- und Feldarbeiten heranziehen konnte. Wurden am 1. Juli 1728 36 Personen (16 F, 20 M)13 „beschrieben“, so müssen vier Männer und zwei Frauen aus dieser Liste gestrichen werden, da sie zum Untersuchungszeitpunkt bereits verstorben waren. Lediglich sieben Männer und vier Frauen (30,5 % aller Bewohner/innen) waren in der Lage, zumindest einfache Arbeits- leistungen zu erbringen, die körperlich (fünf Personen) und mental (schwer) Behinderten (blödsinnig, 9 Personen) waren üblicherweise davon befreit, leisteten ihren Teil für die Ge- meinschaft jedoch durch ihre intensiven Gebetsdienste14. Auch im Markt Eisenerz wollte kaum ein angesehener Bürger des Rates freiwillig die Bürde des Spitalmeisteramtes auf sich nehmen. Diese Tätigkeit musste bis ins 18. Jahr- hundert unentgeltlich ausgeübt werden, man hatte mehr als 30 Arme zu betreuen, die wirtschaftliche Verantwortung für die Meierei und die Angestellten zu übernehmen und war seit 1725 zusätzlich der Landessicherheitshofkommission in Graz unterstellt. Diese Tätigkeit roch geradezu nach Arbeit wie Ärger und es verwundert nicht, dass Spitalmeis- ter Lorenz Gobädter (1736–1739) nach seiner Wahl zum Marktrichter Anfang Jänner 1740 sofort von seiner alten Tätigkeit befreit werden wollte15. Manche Kandidaten ver- blieben bloß wenige Monate im Amt oder baten bereits vor Antritt instendig um Verscho- nung bzw. um sofortige Wiederentlassung, da ihnen angeblich die nötigen finanziellen Mittel und die entsprechende Erfahrung fehlte16. Um den Spitalmeistern ihre Arbeit zu erleichtern, wurde vor Beginn ihrer Tätigkeit nicht nur vom jeweiligen Vorgänger ein detailliertes Inventar rasch eingefordert, sondern auch eine Dienstinstruktion überreicht. Ließ sich für das Spital in Eisenerz bisher keine eigenständige Hausordnung nachweisen – möglicherweise wurden die Anweisungen mündlich tradiert –, so wissen wir jedoch mit Bestimmtheit, dass seit Oktober 1729 schriftliche Ordnungen existierten und sich die Leitung seit 22. September 1731 (Edition Nr. 50, S. 650–653) hinter den staatlich vorgegebenen Regulen und Satzungen verschanzte17. Im Juni 1763 ließ die Milde-Stiftungshofkommission in Graz Spitalmeister und Bä- cker Karl Parteder (1763–1768) seine vom Marktrichter von Eisenerz, Franz Ferdinand Schlisslberger, verfasste Dienstinstruktion übergeben (Edition Nr. 52, S. 656–659)18. Er folgte seinem beliebten Amtsvorgänger Ferdinand Bauer, der knapp 15 Jahre erfolgreich für die Armen tätig gewesen war und erstmals auch besoldet worden war19. In 19 Punkten 12 Ebd. fol. 116r–179v, 180r–181v (Grundriss des Spitals 1730); Kloibhofer, Bürgerspital 101f., 112– 114; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 59, 87 (Planskizze 1730), 135 (mit Hinweis auf das „Narrenhäuschen“). 13 Davon waren 75 % nichtbürgerlicher Herkunft; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 105. 14 StLA, Weltliche Stiftungsakten 22, K. 117, Nr. 5, Beschreibung der im Markt Eisenerz befindlichen Dienstleute und armen Spitaler, 1728 Juli 1, fol. 102r–107v; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 102. 15 StLA, Weltliche Stiftungsakten 22, K. 118, Nr. 49, Spitalmeister Lorenz Gobädter an die Landessi- cherheitshofkommission, undatiert, 1740 Anfang Jänner. 16 Ebd. Nr. 63. Ernennung des bürgerlichen Chirurgen Joseph Lidl zum Spitalmeister, 1743 Oktober 16. Am 11. Februar 1744 folgte ihm der Müllermeister Wolf Osterberger nach, vgl. Nr. 64. 17 StLA, Weltliche Stiftungsakten 22, K. 118, Nr. 66, 1744 Juni 1, Consignation, deren spitalschrifften, welche sich in dem schrüfften trüchel befunden und dem neu aufgestellten spitlmeister in Eisenärtzt Herrn Wolff Osterberger, des innern raths burger und müllermeister alda, übergeben werden, wie folget. 18 Ebd. K. 121, Nr. 288, fol. 231r–239v, Instruktion für den Spitalmeister des Bürgerspitals in Eisenerz (Abschrift), 1763 Juni 20. 19 Ebd. K. 119, Nr. 131, Spitalmeister Ferdinand Adolphus Bauer an die Hofkommission, undatiert, 1749 Juni.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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