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VI.5 Steiermark: Gleisdorf – Herrschaftsspital (Kommentar Nr. 54) 181
die Kerzen für die Beleuchtung, Seifen (1 fl. für zehn Personen) und Küchengeschirr13.
Die jährlichen Gesamtausgaben beliefen sich (ohne Kleidung, Holz und der grünen speis)
auf knapp 200 fl., wie Sigismund Graf Kollonitz festhalten ließ. Der Nahrungsbedarf
wurde um 1700 mit sechs Kreuzer pro Tag berechnet, die man seitens der Herrschaft
in bar ausgeben ließ, lediglich die Verteilung mit Kleidung wurde nicht in Geld abge-
löst. Mit der erwähnten Summe konnten die Armen durchaus ihr Auslangen finden und
ihre Nahrungsversorgung sichern, ein Vorgang, der beispielsweise in der Stadt Rotten-
mann gröbere Schwierigkeiten bereitete (im Jahr 1747 maximal drei Kreuzer pro Tag im
Bürgerspital)14. Dennoch scheint die Verwaltung wieder die Naturalversorgung eingeführt
zu haben, denn 1743 wurden geeignete Insassinnen zum Küchendienst herangezogen15
und verschiedene Lebensmittel ausschließlich in natura ausgegeben. Vermutlich war es
für die Hospitalbewohner schwierig gewesen, sich in Gleisdorf selbst zu versorgen, ein
Vorwurf, der häufig von den Armen und den Verwaltern sowie den Spitalmeistern erho-
ben wurde16.
Als die Piaristen in den 1820er Jahren Gleisdorf unfreiwillig verließen, fungierte das
einstige Spital künftig als Amtshaus der Grafen Kollonitz. Nach dem Verkauf des Gebäu-
des im Jahr 1883 erfuhr das Anwesen wesentliche bauliche Veränderungen, lediglich das
Wappen des Kardinals an der Westfassade erinnert noch an die karitative Vergangenheit
des Hauses17.
13 StLA, RuK, Sach 127 I, K. 400, fol. 160r–164v, 1743 April 17/1751 September 26 (Abschrift),
Punkte 6–25.
14 Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 75, 433.
15 StLA, RuK, Sach 127 I, K. 400, fol. 160r–164v, 1743 April 17/1751 September 26 (Abschrift),
Punkt 4.
16 Weiss, Hund 186 (am Beispiel Spittal an der Drau).
17 Hausmann, Kirche Mariä Reinigung 252; ders., Maria Reinigung in Gleisdorf 22f.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin