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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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192 Kommentare stellt13 (endgültig im August 1794) und mehrfach mussten sie um Erhöhung der Tages- portion ansuchen, um die Teuerung der Lebensmittel im Zeitalter der napoleonischen Kriege auffangen zu können14. Bereits im Sommer 1728 reichten die gestifteten zwölf Plätze nicht aus, um die in Not geratenen Frauen des Ortes zu versorgen, wie der Richter und Spitalmeister resignie- rend einräumen mussten: befinden sich annoch vüll arme burgerinen alhier, die ihr lebtag vüll müheseelligkheiten mit harter arbeith, gebung steuer, gaben und außhaltung deren sol- dathen ihr leeben ellendig zuebracht und mit grösten verlangen warthen, in das arme spüt- tall aufgenohmen zu werden, allein weillen man nicht mehr verpflegen khan alß 12, auch nicht mehrers orth und blaz ist, alß ist ihnen unmöglich zu helfen15. Immerhin wollten noch neun Witwen und ein armes contractes burgers khindt (38 Jahre alt) ihre Zuflucht im Spital finden16. Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten acht Pfründner im Bürgerspital (sechs Kreuzer Taggeld) und acht weitere mussten sich mit einer halben Portion (drei Kreuzer Taggeld) bescheiden sowie auf einen bald zur Verfügung stehenden freiwerden- den Platz hoffen17. Im Juli 1737 reduzierte man hingegen aufgrund der geringen Ein- künfte die Zahl der Insassen sogar kurzfristig auf acht Personen18. Wenig verwunderlich war, dass unter diesen Umständen kein angesehenes Mitglied des Rates freiwillig das Amt des Spitalmeisters auf sich nehmen wollte und die Milde-Stiftungshofkommission unter- schwellig zum Mittel der Drohung griff, um den Armen im Spital einen „Vorgesetzten“ zu präsentieren. Der Stadtschreiber Franz Joseph Mehlsack († 30. September 1740), der das Spitalmeister-Amt aufgrund von behördlichen Bedrohungen übernommen hatte, ver- langte daher von der Kommission bei Geldengpässen im Hospital rasche Aushilfe. Der Stadtschreiber wollte die Armen entsprechend unterstützen, konnte dies jedoch aufgrund seines mageren Verdienstes nicht leisten. Er klagte im April 1737, dass er nicht 100 fl. aufbringen könne, um neues Gewand für die Spitaler zu kaufen, die bereits in der Öffent- lichkeit einen unordentlichen Eindruck hinterließen und dem Spott ausgesetzt waren19. Die überlieferten Nachlassinventare der verstorbenen Frauen und Männer verdeutlichen überdies, dass bei ihrem Tod kaum eine Erbschaft dem Spital anheimfiel20. Die meisten verfügten bei ihrem Hinscheiden lediglich über Gewand, das sie von der Anstalt erhalten hatten21. Neue hemeter wurden dem Spital zugesprochen, ältere Kleidungsstücke muss- ten den Toten zu dem grab angelegt werden22. 13 StLA, Weltliche Stiftungsakten 20, K. 115, Nr. 51 (1750 Mai), Nr. 52 (1752 Mai), Nr. 53 (1750 Mai), Nr. 92 (1772 Jänner) – Beratung über und Verkauf der Spitalgrundstücke. 14 StLA, Weltliche Stiftungsakten 20, K. 114, Nr. 6, Nr. 22 (Abschrift), Speiseordnung für das Bürger- spital in Hartberg, 1731 September 26; Levonyak, Hartberger Bürgerspital 116–118; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 66–69; ders., Bürgerspital von Hartberg 11f.; Simmler, Stadt Hartberg 700f. 15 StLA, Weltliche Stiftungsakten 20, K. 114, Nr. 3, Spitalmeister Franz Thaner und Stadtrichter Mathias Perschl an die Innerösterreichische Regierung und Hofkammer, 1728 Juli 3. 16 Ebd.; Levonyak, Hartberger Bürgerspital 103f. 17 Bericht 1852 144. 18 StLA, Weltliche Stiftungsaken 20, K. 114, Nr. 25, 1737 Juli 5; Watzka, Arme, Kranke, Verrückte 37. 19 StLA, Weltliche Stiftungsakten 20, K. 114, Nr. 25, Franz Joseph Mehlsack an die Landessicherheits- hofkommission, undatiert (1737 April; 1737 Ende Juni, Anfang Juli). 20 Levonyak, Hartberger Bürgerspital 110. 21 StLA, Weltliche Stiftungsakten 20, K. 115, Nr. 70, Verlassenschaftsinventar der Theresia Weixlber- gerin, undatiert (1759 Mai, Juni); Nr. 79, Verlassenschaft des Franz Stubmvoll, 1761 Juni. 22 Ebd. Nr. 90, Verlassenschaftsinventar der Anna Maria Feiglin, 1769 März.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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