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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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VI.8 Steiermark: Knittelfeld – Versorgungshäuser (Kommentar Nr. 65) 193 VI.8 Steiermark: Knittelfeld – Versorgungshäuser (Kommentar Nr. 65) Im Juli 1728 verfertigten Stadtrichter und Spitalmeister von Knittelfeld eine Beschrei- bung des Spitals, in der sie angaben, dass das Haus in der Nähe des Stadttores gegen Judenburg lag. Der Bau war bereits alt und, obwohl man auf die ordnungsgemäße In- standhaltung achtete, so were an deme doch villes zu repariren. Zu ebener Erde befanden sich zwei Stuben, zwei Kammern, eine Zeugkammer, der Keller und zwei Küchen; dises alles bewohnen und gebrauchen die spitaller und mayrleuth [in Summe 5 F/5 M]1, davon derzeit zusamben 28 person sein, et hiß stantibuß ein mehrers nicht undtergebracht werden khan. An das Spital schloss sich die alte Kirche St. Anton und Leonhard mit drei Altä- ren an, von denen lediglich der Hochaltar jüngeren Datums war. Stall und Nebenbau- ten befanden sich vor dem Stadttor in der Nähe des Kapuzinerklosters2. Das Hospital zählte trotz Meierei in den 1720er Jahren zu den ärmeren des Landes, da lediglich fünf Untertanen 13 Pfund Pfennige steuerten. Das Vermögen der Anstalt belief sich 1756 bloß auf „magere“ 1.000 fl. und mit einem Einkommen von 370 fl. versuchte die Haus- leitung 13 Spitaler zu versorgen, wodurch jedoch fast jährlich Abgänge vorprogrammiert waren3. Der Meierhof befand sich unmittelbar neben dem Hospital (so genanntes Leim- siederhaus, Herrengasse 25) und diente seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vornehmlich Leimsiedern als Wohnstätte. Die Stadtgemeinde bemühte sich um 1890 intensiv um den Erwerb des Gebäudes, um dieses Verkehrshindernis (das Haus versperrte die Ausfahrt aus der Herrengasse zur Kärntnerstraße) endlich im Jahr 1895 abtragen zu können4. Die früheste gesicherte Erwähnung des Bürgerspitals in Knittelfeld mit seinen wehr- haften Befestigungsmauern5, das feindliche Angriffe von der Westseite abschirmen sollte, stammt bereits aus dem Jahr 1429, allerdings dürfte es schon im 14. Jahrhundert mehrere sychenheysel (eventuell zwei bis drei) gegeben haben6. 1434 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt (Spital zum Heiligen Geist), wobei ein eigener Kaplan im kleinen Sakralraum seinen Dienst versah (u. a. das Lesen der täglichen Messe im Spital, das Gebet für die Stifterfamilie Murer und die Sorge für das Ewige Licht vor dem Hauptaltar). Das Benefizium bestand lediglich bis in die Wirren der Reformationszeit. Die Kapelle wird in den Quellen unterschiedlichen Heiligen zugeordnet, doch lässt sich dies durch die Exis- tenz mehrerer Altäre erklären. Um den Armen eine bessere Dotation zu sichern, stiftete Hans Mitterpacher 1445 einen Hof zu Gunsten des meist überbelegten Spitals7. Die Spitalkirche stand auch im Mittelpunkt einer harten Auseinandersetzung zwi- schen Erzherzog Karl und dem Stadtrat Knittelfeld im Sommer 1573, die einem Prä- dikanten, einem lutherischen Prediger, das Recht eingeräumt hatte, in der kleinen Ka- pelle eine Probepredigt zu halten. Da der Großteil der Knittelfelder Bürger in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dem neuen Glauben anhing und überdies mit der Amtspraxis des Stadtpfarrers nicht zufrieden war – so wurde heftig kritisiert, dass sich dieser während 1 StLA, Weltliche Stiftungsakten 39, K. 163, Nr. 2, Verzeichnis der Offizianten und Bedienten im Bürgerspital Knittelfeld, 1728 Juli 22. 2 Ebd. Spitalbeschreibung Knittelfeld, 1728 Juli 22. 3 Valentinitsch, Armenfürsorge 112 (Beilage 1). 4 Vlasaty, Spital 34f.; Tschmuk, Knittelfeld 403. 5 Andritsch, Knittelfeld 75. 6 Hammer, Knittelfelds Vergangenheit 319. 7 Tschmuk, Knittelfeld 91f., 213; Gröchenig, Knittelfeld 50f., 57; Wichner, Heilwesen 64; Vla- saty, Spital 34f.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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