Seite - 214 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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Obwohl in Rottenmann seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eine zeitweise florierende Ei-
senindustrie bestand, erlitt die Stadt mehrfach herbe wirtschaftliche Rückschläge. Am 18.
März 1718 zerstörte ein Großbrand die Ansiedlung, u. a. auch das Spitalgebäude, dem
zehn Jahre später noch die Fenster fehlten und dessen Tram-Konstruktion angefault war.
Ein Neubau erwies sich aufgrund der fehlenden Finanzierung als unmöglich. Im Rah-
men einer landesfürstlichen Visitation durch den innerösterreichischen Rat Johann Adam
Felix von Mainersperg im April 1730 wurde vermutlich auch eine kolorierte Zeichnung
mit detaillierter Beschreibung vorgelegt, welche den Zustand des Hospitals aus der Zeit
vom Frühsommer 1728 sehr gut widerspiegelt. Im Erdgeschoß befand sich eine Kammer
mit vier Fenstern, in der acht Betten für die Armen standen, und die große Wohnstube,
in welcher sich die Insassen tagsüber aufhielten. Dahinter lag die Küche – üblicherweise
kochten die Frauen – und eine ruinöse Stiege führte in den Keller. Im ersten Stock zählte
man vier kleine Zimmer, von denen bloß eines heizbar war. Ob ein Krankenzimmer vor-
Abb. 29: Rottenmann; Bürgerspital und Spitalkirche (Maria am Rain, erbaut 1446–1451) (Hauptstraße 83),
die im Zuge der Spitalvisitation von 1728 abgebildet wurde (Brand des Spitals 1718). Die Nummern erklären
sich im Begleittext (30. Juni 1728) folgendermaßen: Nr. 1: ist ein grosße cammer mit 4 fenster, alwo 8 böther vor
die arme stehen; Nr. 2: vier klaine zimmer, alwo ein offen zwey zimmer haizet, hinter disen zimmer befindet sich ein
cammer, alwo die arme leith ihr sachen behalten; Nr. 3: ein stuben mit ein verschlag, alwo die arme bey tag wohnen;
hinter dieser stuben ist ein grosße kuchl, alwo die armen kochen und haizen. Item befindet sich auch herunten bey
dem eingang rechter handt ein gewelbte cammer, ingleichen ein keller, alwo die stiegen zu repariren; Nr. 4: der saal
in obern stockh, hinter diesen saal seyndt zwey verschlagene zeüg cammern; Nr. 5: ein grosße cammer, so annoch zu
repariren, neben dieser cammer befindet sich ein traydt kasten, alwo gleichfahls das gewölb zu repariren; die tachung
befindent in gutten standt, auf der andern seithen befindet sich ein klainer hoff, worinnen ein brun und hütten
stehet, die baadt stuben sambt stadl, küe- und rosßstahl seyndt anno 1718 völlig abgebrunnen […] (Quelle: StLA,
Weltliche Stiftungsakten 70, K. 216, Nr. 1).
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin