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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Seite - 237 -
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Seite - 237 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

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VII.1 Oberösterreich: Repräsentation und Kammer des Landes ob der Enns 237 Über die Herrschaftsspitäler Pregarten9 (Pregarten Nr. 22) und Tragwein10 konnten keine näheren Daten bzw. Entwicklungsgeschichten erbracht werden. In Pregarten wur- den sechs Spitalinsassen versorgt, wenn auch das Versorgungsniveau mit einem Kreuzer- Brot recht bescheiden blieb (Edition Nr. 84, S. 739f). In Tragwein wurden dagegen acht Personen „auf die gewöhnliche Art“ versorgt (Edition Nr. 85, S. 740f.). In den Bereich der Herrschaftsspitäler fällt auch das Spital Zell bei Zellhof (Edition Nr. 88, S. 748–751). Über das so genannte große Spital in Zell (bei Zellhof) ist nur wenig bekannt, wenn der Forschungsstand auch erheblich besser ist als bei anderen, in diesem Abschnitt behandelten Spitälern. Das „große“, neben dem Nachweis 1670 in den Matriken als „kleines Spital“ (höchst baufällig 1756) bezeichnete Haus (10–14 Insassen im Jahr 1756) ist nach Stelzmüller als eine Gründung aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts anzusehen (Erwähnung im Urbar von 1602; keine Erwähnung im Urbar 1536)11. Das Gebäude (Binderberg Nr. 112) wies eine Bemalung in sechs Tafeln aus dem Jahr 1581 (dem Gründungsdatum des Spitals?) auf. Der Text einer Tafel lautete: „Das manger armer elender Man / Der sunst nirgndt under khomen kan / Ja Cristus selbst auf diser Erden / Hier inen mag beherbergt werden“13. Die Kapazität des Spitals dürfte 15 Insassen nicht überschritten haben14. Gemäß einem 1602 zwischen Hilleprant Jörger und dem Markt Zell geschlossenen Vertrag war das große Spital „maistens durch die burger und Herrschaffts unterthanen daselbst gestifft und gebaut worden“15 – also eine Grün- dung der Bürger und der Urbaruntertanen. Im Verkaufsurbar der Herrschaft Prandegg von 1631 sind als Besitz des Spitals „Stadel und Wiesen dabei, Wisen in der Weyrer gstät- ten, und zween Gärten am Krünberg“16 angeführt. Die Vogtei über das Spital besaß die Herrschaft Prandegg, zudem vermachte der Herrschaftsinhaber der Grundherrschaft im- mer wieder Stiftungen, so dass realiter großer Einfluss der Grundherrschaft auf das Spital bestand: Das Spital wurde deshalb in den Quellen gegen Ende des 17. Jahrhunderts als „herrschaftliches Spital“ geführt (Edition Nr. 88: herrschafft Prandegg- und Zellhoferischen spittall in marckt Zell, S. 748–751, hier 748). Der Spitalmeister (1602 sogar zwei Spital- meister genannt17) wurde jeweils beim Pantaiding des Marktes (zu Lichtmess) im Kontext der Marktrichterwahl von Richter und Rat des Marktes unter Konsens der Bürgerschaft gewählt (nach 1790 durch längere Zeit Marktrichter als Spitalmeister). Während im Ver- trag von 1602 dem Spitalmeister noch das Recht eingeräumt wurde, Insassen selbst ins Spital aufzunehmen, statuierte die Grundherrschaft 1756 dagegen das alleinige Recht der Grundherrschaft auf Vergabe der Plätze im Spital. Als Zeichen der „Verherrschaftlichung“ des ehemaligen Bürgerbesitzes unterzeichnete auch Norbert Anton Oswald Graf von Sal- 9 Nach brieflicher Auskunft von Leopold Höllwirth (Aisttal 3, 4230 Pregarten) vom 17. Dezember 2010 wurde das Alte Spital (Pregarten Nr. 77) 1750 an Ignaz Kaar verkauft (dieses Objekt wurde 1991 abge- tragen). Im Jahr 1797 wurde mit der Starhembergischen Stiftung das bereits bestehende „Bürger-Versorgungs- haus“ in Pregarten Nr. 22 errichtet (das als „Armenhaus“ bezeichnet wurde; 1881 brannte das Gebäude ab). Das „Armenhaus“ wurde am 30. Jänner 1932 der Gemeinde übertragen (Abriss 1975 im Zuge der Eisenbahnüber- führung). 10 Keine Erwähnung bei Heider, Tragwein. 11 Stelzmüller, Spital 210. 12 Dehio Oberösterreich (2003) 72. 13 Stelzmüller, Spital 209 (siehe auch die Abbildung). 14 Ebd. 213. 15 Ebd. 211. 16 Ebd. 211. 17 Ebd. 212.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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