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zu anderen ländlichen Hospitälern durchaus hohen Ausgaben für die Begräbnisse der ver-
storbenen Insassen (mehr als sechs Gulden pro Leichenbegängnis), woraus sich schließen
lässt, dass der „letzte Weg“ der Pfründner durchaus feierlich und mit entsprechenden
Messen gestaltet wurde. Zuvor leisteten die Mitbewohner auch die übliche Wacht und
erhielten dafür Bier sowie Brot24.
In Ausnahmefällen finden sich in den Rechnungen überdies Hinweise auf die Versor-
gung von Findelkindern. So bezahlte der Spitalmeister am 29. Juli 1743 vor das in dem
spitall gelegte kind auf gerichtliche verwilligung vor ain benöthigte kleidung mehr als vier
Gulden25. Wirft der Historiker einen Blick auf die spärlichen Opferstockeinnahmen in
der Spitalkapelle in der Höhe von lediglich 1 fl. 6 ß. 12 den. in diesem Rechnungsjahr,
so war diese Ausgabe sicherlich nicht unerheblich26. Auch die an das Spital gelangenden
Erbschaften und Erbanteile fielen üblicherweise nur „schmal“ aus und trugen kaum zur
Entlastung des Budgets bei. Stets wiederkehrende Posten in den Rechnungen waren fi-
nanzielle Leistungen für örtliche Meisterbetriebe und Tagwerker, die am Haus und an der
kleinen Kirche die nötigsten Reparaturarbeiten vornahmen27. Obwohl die Aufwendungen
kontinuierlich stiegen, prosperierte das kleine Lambacher Stiftshospital sogar im Zeital-
ter der Koalitionskriege. Allerdings konnte im Rechnungs- und Kriegsjahr 1805 doch
nicht ausgeglichen bilanziert werden, da die Interessen (Zinseinnahmen) knapp 822 fl.
eintrugen, sich die Ausgaben jedoch auf mehr als 902 fl. beliefen. Das Gesamtvermögen
am Ende des Jahres betrug dennoch beruhigende 21.395 fl. (Kapitalien und Realitäten)28.
Im frühen 19. Jahrhundert wurde nichtsdestotrotz das Ende der alten Spitalherberge
unwiederbringlich eingeläutet. Bereits um 1785 dürfte die Josephi-Kirche entweiht und
verkauft worden sein29. So bemühte sich der bürgerliche Braumeister Franz Streitkirchner
um die Errichtung eines Mauthäuschens am Spitalberg zur Einhebung der Wegmaut,
doch wurde ihm die Zu- und Abfahrt durch die kleine Kapelle erschwert. Aus diesem
Grund hatte er vermutlich das Gebäude für eigene Zwecke erworben30. In den Franzosen-
kriegen benützten die Feinde das ehemalige Gotteshaus als Getreidelager und -speicher,
danach diente es wieder als Mauthaus31. Als die Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Reichsbahn)
den Markt Lambach erreichte, mussten 1858 das Armenspital und die profanierte Kapelle
aufgrund der geplanten Trassierung geräumt werden. Die angebotene Ablösesumme in
der Höhe von 6.000 fl. wurde vom Stift unter seinem Administrator P. Berthold Pichler
gegen Ende dieses Jahres akzeptiert32.
24 Ebd. Schbd. 227, Fasz. E/IV/1 g 2, Spital-Rechnungen 1745–1775, Spitalrechnung 1747 (Licht-
mess 1748).
25 Ebd. Schbd. 226, Fasz. E/IV/1 g 1, Spital-Rechnungen 1603–1745, Spitalrechnung 1743/44
(Lichtmess 1744).
26 Ebd.
27 Vgl. z. B. ebd. Schbd. 227, Fasz. E/IV/1 g 2, Spital-Rechnungen 1745–1775, Spitalrechnung 1747
(Lichtmess 1748).
28 Ebd. Schbd. 228, Fasz. E/IV/1 g 3, Rechnungs-Rapulare 1805 (1805 Jänner 1–Dezember 31).
29 Ilk, Sozialeinrichtungen 17; Hainisch, Lambach 352.
30 StiftsA Lambach, Schbd. 225, Josephi-Spital Allgemeine Akten Teil 1 1602–1848, Fasz. E/IV/1 f,
Kreisamt an das Stiftsgericht Lambach, 1794 Juli 15.
31 Pillwein, Oestereich ob der Enns 301; Rabensteiner, Stift und Markt 5.
32 Ilk, Sozialeinrichtungen 17; Hainisch, Lambach 352; Anzengruber, Beiträge 71.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin