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VIII.2 Niederösterreich: Langenlois – Bürgerspital (Kommentar Nr. 124) 263
VIII.2 Niederösterreich: Langenlois – Bürgerspital (Kommentar Nr. 124)
Langenlois als einer der vier mitleidenden (in der Städtekurie der Niederösterreichischen
Landstände vertretenen) und zugleich einer der landesfürstlichen Märkte Niederöster-
reichs wurde von einem zwölfköpfigen Marktrat verwaltet1. Großen, von den Bewohnern
immer wieder bestrittenen Einfluss im Markt übte das für den Weinbesitz zuständige
landesfürstliche Schlüsselamt in Krems aus2, weil die so genannten „Vierziger“ im Hoch-
mittelalter auf landesfürstlichem Besitz angesiedelt wurden. Der durch seinen Weinhan-
del, aber auch durch eine wichtige jüdische Gemeinde3 (seit 1623) bedeutende Markt
verfügte nach den Schäden des Dreißigjährigen Krieges (1618/1620 Einquartierungen
kaiserlicher und ständischer Truppen, 1645 Brandschatzung durch schwedische Truppen)
1660 über 326 Wohnhäuser (105 in gutem Zustand, 193 baufällig, 28 zerstört)4. Aus
dem Inneren Rat stammte neben dem Marktkämmerer und dem Kirchenmeister meist
der Spitalmeister (1691 mit Jeremias Köck ein Äußerer Rat)5, daneben gab es auch Super-
intendenten, die etwa bei der Erstellung des Inventars (Edition Nr. 124, S. 875–878)
fassbar werden.
Das erstmals 1349 urkundlich6 genannte, am märktischen Kornplatz gelegene Bürger-
spital von Langenlois erfuhr auf Grundlage der Stiftung von Niklas Gfeller (einem der
reichsten Langenloiser Bürger seiner Zeit, † 1423) und seiner Frau 1420/1423 einen
1 Bruckmüller–Goldmann, Langenlois 194f.; zur Verwaltung des Marktes Schwinghammer,
Langenlois 157–167.
2 Köck, Schlüsselamt 168–177; Steiner, Geschichte des Vierzigerwaldes.
3 Rauscher, Langenlois.
4 Ebd. 66.
5 Schwinghammer, Langenlois 159, 162. Nach den Gaisruckschen Fassionen erhielt der Spitalmeis-
ter 1745 30 fl. (Besitzstand des Spitals: 46 ½ Viertel Weingärten, 43 ½ Joch Äcker, 7 Tagwerk Wiesen, 2 Pferde,
2 Stiere, 2 Saubären). Neben dem Spitalmeister gab es zwei Dienstbotinnen.
6 Rothbauer, Gründungsgeschichte 208. Ein Stiftbrief liegt nicht vor (dazu S. 205f.).
Abb. 46: Langenlois; Bürgerspital (Kornplatz Nr. 9) mit der ehemaligen Bürgerspitalkirche (Hl. Elisabeth,
Aufbahrungshalle) in einer historischen Ansicht aus den 1950er Jahren (vor dem „Umbau“ von 1961/1962)
(Quelle: Ennser, Langenlois – Stadterhebung 1925 10; StA Langenlois).
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin