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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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Seite - 273 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

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VIII.7 Niederösterreich: Wiener Neustadt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 136–142) 273 VIII.7 Niederösterreich: Wiener Neustadt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 136–142) Die Stadt Wiener Neustadt, eine planmäßige Gründung am Ende des 12. Jahrhunderts (1194), befand sich entlang einer von Wien nach Süden führenden Handelsstraße. Das erste in Wiener Neustadt nachweisbare Spital war in der nördlich der Stadt gelegenen, im 13. Jahrhundert entstandenen „Wiener Vorstadt“ (1486/1529 weitgehend zerstört) situiert, wo ein der Heiligen Elisabeth geweihtes Spital (1321 erstmals erwähnt, Kirche erstmals 1342) samt einem großen Garten eingerichtet wurde1. Dieses kleine Spital war eine mit einem Pfleger, der sich kaum in seiner Tätigkeit vom Spitalmeister unterschied, versehene Einrichtung, über dessen wirtschaftliche Struktur (Einkünfte aus Weingärten in Piesting, Hausbesitz) sich nur wenig sagen lässt2. Die Einsetzung eines Geistlichen durch den Rat war schon vor 1345 üblich3. Eine reiche Stiftungstätigkeit lässt sich für das 14. Jahrhundert, aber auch im 18. Jahrhundert (etwa die Locatelli-Stiftung des kaiserlichen Guarde des Dames Franz Joseph von Locatelli für zwölf arme Männer, Gesellen, 1740) nachweisen4. Die strategisch bedeutende Stadt und zeitweilige Residenz Friedrichs III. erlebte erst nach der ersten Phase der Osmanenbedrohungen (1529, 1532) eine vermehrte, durch zu- gezogene „walsche“ Maurer geförderte Bautätigkeit. Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden ein neues bürgerliches Zeughaus, Mühlen und Fleischbänke, das Rathaus und die Türme der Stadttore wurden umgestaltet; im Zuge dieser Bautätigkeit wurde auch an die Neugestaltung des ursprünglich vor der Stadt gelegenen und durch die Auseinander- setzung mit den Osmanen massiv betroffenen Bürgerspitals gedacht. Nach der Schleifung der Vorstädte aufgrund der exponierten Lage im Kontext der Ersten Osmanenbelage- rung Wiens (1529) mussten die Spitalinsassen durch mehrere Jahre in unzureichenden Notunterkünften (anfänglich Meierhof des Kloster St. Ulrich) untergebracht werden. In Beschwerden an Ferdinand I. schilderten die Spitalpfründner ihre traurige Lage und wie viele Menschen schon durch die ungesunden Wohnumstände im Kloster St. Jakob verstorben seien und baten um Zuweisung einer neuen, besser geeigneten Wohnstätte5. Der Stadtmagistrat erwarb nach einigen Überlegungen (etwa Adaptation des ehemali- gen Minoritenklosters) zur Behebung des Problems 1545 ein ödes, prominent an der Westseite des Domplatzes gelegenes Grundstück und ließ dort ein Bürgerspital errichten6. Am 9. Juni 1545 wurde Leonhard Eibenberger als Baumeister für die Neukonzeption bestellt, schon 1546 wurde für den Neubau des Bürgerspitals (Baubestand durch schwere Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stark verändert) gesammelt. Die Errichtung des Ge- 1 Zur Vorgeschichte des Wiener Neustädter Bürgerspitals Lechner, Das Wiener Neustädter Bürger- spital 31–34, zur Lage (vermutlich Wienerstraße 29 bis 35, Spitalgarten [Pfeifergarten]) 35; zu den Spitalbe- amten (ab 1347) 39–41; kurze Zusammenfassung Wurmbrand, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 26–31. Siehe auch Gerhartl, Wiener Neustadt. Stadt mit eigenem Statut 284f., siehe Dies., Wiener Neustadt. Kom- mentar. 2 Lechner, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 44–47. 3 Ebd. 48–55. 4 Ebd. 59–72; Wurmbrand, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 384–386; Gerhartl, Wiener Neustadt 320f.; zur Person Joseph Locatelli (Lucatelli), Guarde des Dames 1735–1740 Kubiska-Scharl– Pölzl, Die Karrieren 458f., 637. 5 Gerhartl, Wiener Neustadt 229f. 6 Lechner, Das Wiener Neustädter Bürgerspital 148f., 154; Mayer, Wiener Neustadt II/1, 160f.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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