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Bäckenhäusel (1709). Im Jahr 1664 erweiterte man die Versorgungspalette um ein Heim
für Waisenknaben (Chaossches Stiftungshaus, gestiftet von Johann Konrad Richthausen
Freiherr von Chaos)21. Am Platz des Kellers des Klarissenklosters und eines Nachbarhau-
ses wurde von Carlo Canevale ein Neubau errichtet. Das Wiener Bürgerspital beherbergte
im Jahr 1684 in seinen 16 Stuben 728 Personen22 – eine genaue (über die täglich von
der Spitalverwaltung vorzulegenden „Tagzettel“ mögliche) Analyse der Insassenzahl steht
bislang aus. Die auf Eigenversorgung ausgerichtete „Stadt in der Stadt“ verfügte zudem
– wie eingangs schon angedeutet – neben dem auch für städtische Feste verwendeten Bür-
gerspitalkeller über eine eigene, 1542 gegründete (Öffentlichkeitsrecht 1652) Apotheke
(Bürgerspitalapotheke „Zum heiligen Geist“)23, eine Mühle und ein Backhaus. Zur Dota-
tion seiner Aufwendungen besaß das Bürgerspital auch drei Brauhäuser: eines in der Stadt
(im Bürgerspital), eines in St. Marx und eines in der Leopoldstadt. Zudem verfügte man
seit 1432 über das Recht des Bierausschanks von selbstgebrautem oder zugekauftem Bier
im Burgfriedbezirk, so dass jeder Brauhausbesitzer, der Bier „versilberte“, eine Abgabe
an das Bürgerspital zu entrichten hatte. Seit 1688 war das Wiener Bürgerspital für die
Einhebung von Alkoholabgaben (Wein- und Biertaz) und später auch für die Vergabe von
21 Ebd. 1 561f; Czeike, Kärntner Straße 73–76.
22 Bräuer, und hat seithero gebetlet 54; zum Bürgerspital als öffentlichen Ort Pils, Schreiben 85f. Die
Namen der Stuben im Jahr 1684: Nikolaistube (14 Betten), Burgerstube (13), große Männerstube (85), neue
Männerstube (31), Burgerinstube (15), Schwarzstube (51), Marienstube (5), Neustube (27), Extra Männer-
Stube (27), Extra-Bubenstube (18), Eisenstube (19), Mühlstube (32), Kindbettstube (51), Grünröcklerstube
(32), Kinderstube (29), Radelstube (15), Chaosche-Stiftung mit Dienstboten (68). Insgesamt werden 532 Bet-
ten ausgeworfen. Nach dem Umbau 1697 erhielten alle Stuben (nur die Burger- und Burgerinstuben nicht)
neue Namen (nach Heiligen): Barbarastube, Marthastube, Sebastianistube, Rochusstube usw.; Altmann, Das
Wiener Bürgerspital 52.
23 Czeike, Geschichte der Wiener Apotheken 47; Ders., Apotheken im heutigen ersten Wiener Ge-
meindebezirk 459–477. Abb. 54: Wien; zwischen 1769 und 1773
legte der Obristwachtmeister Joseph
Daniel Huber (1730/31–1788) einen
handkolorierten Vogelschauplan (Maßstab
1:1.440) der „Kays. Königl. Haupt und Re-
sidenz Stadt Wien“ im Auftrag von Maria
Theresia an, der 1778 von Jakob Wagner, J.
Eberspach, C. G. Kurtz und Jacob Adam
für den Druck gestochen wurde und mit
den Konskriptionsnummern versehen
wurde. Der so genannte „Huber-Plan“
zeigt das große Areal des Wiener Bürgerspi-
tals (Quelle: Privatarchiv der Autoren).
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 1
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Medizin