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I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16) 393
werde, destwegen die peth offtmallen durchsuechen unnd die khranckhen, so anfahen
zu irem gesunds zu khumen, mit speiß, trannkh unnd außgeen, nit annderst alls die arzt
verordnen, halten, damit sy nit widerfallen unnd dem spitall zwifacher uncossten aufgehe
etc.
[38.] Auf all arm leüth, auch derselben außwartenden unnd handtraichenden
personen, yeder zeit guet haimblich aufmerkhen haben, daza sy sich gotsfürchtig, zichtig
unnd dermaßen halten, wie inen hernach durch einen sonndern articl eingebunden ist.
Wo sy aber ichts unrechts befinden, notdurfftig darumben reden, unnd wo sy es selbst nit
abstellen khünden, dem spitlmaister oder superintendenten umb wendung anzaigen etc.
Vom diennst der zuchmaisterin der zwaintzig maidlein etc.
[39.] Die zuchtmaisterin, so ein alt erber, verstänndig, schreibens und leßens unnd
neyens khündig weib sein solle, durch die superintendenten angenumen, ir noch ain,
zwo oder mer weibs personnen oder diernl, die ihr helffen außwartten, gehalten unnd
mit allem ernnst eingebunden worden, das sy irem bessten verstandt nach die khinder,
so ir vertraut, in guetter zucht, Gots forcht, lerung schreibens, leßens, nayen unnd
haußhaltung, auch zum gebet halte, unnd unnderweise, inen ainiche leichtfertigkheit
oder das sy im spittal oder außer spitals sonnderlich unnder oder bey den mannen
unnd pueben umblauffen, kheins wegs gestatten, irer mit der ligerstat unnderhaltung,
seüberung unnd aller notdurfft vleißig wartten unnd [498/3r] alle nacht bey innen in
einer camer lige, wo die diernl mit nayen, spinnen, würkhen oder anndern künsten was
lernen; sollen sy daßelb volgendts dem spittal zu nutz treiben.
[40.] Hieneben wellen wir, wann der maidlein aines oder mer zu fünf, sechs, weniger
oder mer jaren khumbt, unnd durch ein erbare personn guettes leimbds in ir verwarung
oder zu einem diennst diernl aus dem spittal begert wurde, das solches gestatt werde,
wo aber ains oder mehr biß zu erraichung irer vogtparkheit im spittal blibe, solle
daßelb durch die superintendenten zu geistlichem wesen in ein closter oder mit erlicher
heürat oder erlichen diennsten versehen, auf welches die superintendenten, spitlmaister
und zuchtmaisterin bey den landtleütten, burger unnd burgerin nachfragen unnd
nachgedenckhen habe sollen unnd die plätz yederzeit mit anndern armen khindlein
widerumb ersezt werden etc.
Von aufnemung, khlaidung der armen leüt unnd wieb sy sich halten sollen etc.
[41.] Unnser ernstlicher bevelch unnd willen ist, das kheiner, so diß werkh der
heiligen barmherzigkheit nit würdig oder notdurfftig ist, in unnser spittal eingenumen
werden, die sollen gännzlichen, anndern zu ebenpildt, außgeschloßen sein, die ir täg
unnd leben in freßen, sauffen, spillen unnd dergleichen leichtfertigen, muetwilligen,
ergerlichen wandl zuegebracht haben unnd deßwegen irer armuet unnd ellendts selbst
ursacher sein etc.
[42.] Item die personnen, so mit pestilenz, aussaz, franzosen oder anndern
khranckheitten, die man contagiosos morbos nennt, beladen, deßgleichen die unsinig
sein, sollen nit in unnser spittal eingenumen, sonnder wo der ainer so arm, ellendt unnd
one hilf wäre, soll demselben nach gelegenheit durch die superintendenten ein gellt aus
dem spittal zu einer hilf verordnet unnd gegeben werden etc.
a Über der Zeile nachgetragen.
b Über der Zeile nachgetragen.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Medizin