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I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16) 395
[51.] Jeden armen, der aufgenumen wirdt, sollen die superintendenten zuvor nach
aller notdurfftiger diennstlicher erzelung unnd außfüerung mit ernnst einbinden, sein
weer one waigerung dem spitlmaister zugeben unnd, alßlanng er im spittal ist, zulaßen,
item sich erber, züchtig, gottsförchtig zuhalten, nit schelten, sauffen, zankhen, hadern
unnd unwillen noch winckhel heürat unnd anndere böß unerlich sachen anrichten, one
erlaubnus des spitlmaisters nit aus dem spittal zugeen, den petl, die weinkheller unnd
in summa alle unzucht, ergernus unnd leichtfertigkheit in wortten unnd werkhen
gännzlichen zuvermeiden, speiß unnd trannckh, khlaidung unnd anndere notdurfft mit
danckhsagung annemen etc. [498/4r] unnd der stiffter unnd guethater des spittals mit
andächtigen gebeth ingedennck zu sein, welcher oder welche aber hinwider thuen wurde,
der solle unangesehen seiner armuet unnd ellendts, anndern zu eben pild, nit allain an alle
genad aus dem spittal gejagt, nit mer darein genumen, sonnder darzue nach gelegenheit
der verbrechung notdurfftig gestrafft werden, damit auch den armen durfftigen durch
die gesundten unnd starkhen das brodt nit abgeschnitten werde. So ist unnser willen
unnd maynung, das die superintendenten alle personen, so zu erhaltung ires gesundts
eingenumen werden unnd denselben erlanngt haben oder sich sonnsten an des spitals hilf
mit arbait oder diennst ernören mügen, aus dem spittal gethan unnd ime alls das, so er
mit sich hinein gebracht unnd dem siechenmaister zubehalten geben hat, widerumben an
entgelt unnd abganng zuegestelt werden etc.
Von peregrinen etc.
[52.] Wann yezuzeitten arm leüth, so khranckh unnd schwach, für unnser spittal
khumen und herberg oder speiß begern, soll ein spitlmaister macht haben, dieselben,
doch so mit der pestilzen, außaz oder francosen beladen seind, außgeschloßen, den
superintendenten anzuzaigen, in das spittal zunemen, ain tag, zwen, drey oder mehr nach
gelegenheit irer khranckheit oder müede, biß sy verrer khumen mögen, zubeherbergen,
speiß unnd trannckh mitzutaillen unnd sy verrer zuziechen zubeschaiden. Damit aber
solich streichendt personnen nicht zu offt khumen, unnd sich auf solch unnser almuesen
verlaßen etc.,
[53.] so ist unnser maynung, das ir yeder durch den spitlmaister in ein besonnder
buech, von wannen er sey, auch mit tauf- unnd zuenamen, sambt der zeit der
beherberung [!] aufgeschriben werde, unnd yeder, so wider weckh zuziechen beschaiden
wierdet, innerhalb eines monats nit beherbergt werde. Auf dise personnen soll man
dennocht zuvor in gefärlichen zeitten guet achtung halten, das durch sy mit aufrürung
oder verrueckhung dem spittal nit schaden beschehe, hieneben sollen die streichenden
pettler oder sterzer unnd lanndfarer außgeschloßen sein etc.
Vom diennst des einkhauffers etc.
[54.] Erstlichen ain einkhauffer soll dem spitlmaister unnd superintendenten
gehorsamb unnd gewärttig sein, alle tag wie ime beschaidt geben wirdt, zu rechter zeit
fisch, fleisch unnd alle anndere tägliche notdurfft unnd phenwart, die das gelts werth,
frisch unnd guet sein, nach gelegenhait der zeit durch das jar hinumb mit vorthaill auf das
genauiste, so müglich, einkhauffen unnd nit phenwart, so annder leüth nit haben wollen,
den verkhauffern zugefallen oder von seines aignen genieß wegen anhaimbs bringen,
die tagzetln ordenlich stellen, dem spitlmaister guette raittung thuen unnd, wo er mueß
halben seines diennsts durch den spitlmaister zu annderer arbait unnd hanndtraichung
verordnet wierdt, daßelb willig unnd vleißig verrichten etc.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Medizin