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I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16) 425
[27.] Nachdem die armen leuth im anfang noch clainer anzall sein, sollen sy yeder
zeit ir malzeit beieinander in ainer stuben nehmen. Es wäre dann aine oder meer die
schwachait oder alters halb nit aus dem peth mechte, der oder denselben solle ir
nodturfftige undterhaltung zuegetragen unnd geraicht werden.
[28.] Das morgenmall solle albegen umb neun ur unnd das nachtmall umb vier
ur gehalten und genomen werden, yederzeit vor emphahung der malzeit solle zu dem
gebet zeitlich geleidt werden unnd volgundts vor unnd nach der emphahung der malzeit
morgens unnd abents sollen sy, die armen leuth, nider khnuen, ir gepet sprechen und
dem guetigen Gott lob unnd danckh sagen, fur die stiffter unnd wolthäter des spitalß
unnd ganzes anligens gemainer crisstenhait zu laiten unnd ob tisch alles unuz geschwez
vermeiden, sonnder sich in aller zucht unnd erberkhait verhalten.
[29.] Alle Sontag unnd ansechliche feiertagen sollen den armen leuthen zum frue-
unnd nachtmall vier speisen, zwo von vleisch unnd zwo von der khraut, rueben, gerssten
oder ain ander gemuese, nach gelegnhait der zeit, gegeben unnd solle albegen auf drei
personen ain phundt vleisch, daraus drei stuckh gemacht, das albegen ainem armen ain
stuckh geben, geraicht und gegeben werden.
[30.] Die andern vleisch tag in der wochen soll den armen morgens unnd abents yeder
zeit drei speisen, aine vleisch, das albegen auf drei personen ain phundt gebur, die ander
khraut, darauf ain stuckh speckh unnd ain gemueß nach gelegenhait der zeit gegeben
werden.
[31.] Freitag, Sambstag unnd andern gebotten vasttagen solle man den armen albegen
morgens und abents drei speisen geben, aine von [180 r] visch, aine supen, khraut oder
gmueß, wo mann aber nit yederzeit visch gehaben mechte, was anders darfur alß von
stockvisch, plateiß, air, öphlkhoch, so nach gelegenhait der zeit, damit sy alle malzeit drei
speiß haben, gegeben werden.
[32.] Durch das gannze jar solle yeder armen personen morgens ain seitl und zu dem
nachtmall auch ain seitl wein in sein khandl oder amperlein gegeben werden.
[33.] Alle Suntag und feirtag solle man yedem armen zum morgenmall durch das
ganze jar ain semel geben.
[34.] Wann auch ain person khranckh und schwach ist, darauf sonderlich der
spitalmaister unnd sein hausfrau achtung haben, dem solle, was ime diennstlich ist,
gekhocht unnd geraicht und sonnst mit aller nodturfft treulich außgewart unnd an ime
nichts versaumbt werden.
[35.] Weil auch furkhomen, das verschines jarß etlich arme spitals personen durch
unachtsambkhait des spitalmaister one ainiche versehung unnd raichung der heiligen
sacramenten todtes abganngen, demnach solle caplan und spitalmaister hinfuran ir merer
unnd vleissiger aufsechen haben, das dergleichen unfleiß und verwarlosung ferrer nit
gespuert oder befunden werde, bey vermeidung unnserer khaiserlichen straff, ungnade,
auch endtsezung irer ambter, alß obbegriffen ist.
[36.] Item ainer yeden person ain tag zu irer undterhaltung roggen haußprodt zway
laibl oder trenten, wie sich nach gelegenhait und wolfail des traidts aus ainem schaff oder
stär gepachen, ungefär auf zwen phening.
[37.] Der spitalmaister unnd sein haufrau sollen mit hochstem vleiß ir aufmerckhen
haben, damit den armen leuthen ir undterhalttung unnd speiß von khuchel unnd kheller
sauber, vleissig und [180 v] guet gekhocht unnd geraicht, auch mit peth, tisch unnd
andern leingewandt rain unnd sauber gehalten, zu rechter zeit gesaubert und gewaschen,
damit den armen an sollichem khain abgang zuegefuegt werde.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Medizin