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476 I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16)
zurueffen, auch ain harmb glaß oder scherbm dabei stehen solle, eingegeb[en], die
peth alle tag, sooft es die notturfft erforderet und aufs wenigist zwaimahl gemacht,
von wanzen, flech und unzifer, sovil müglich, verhüett, die zimmer tä[glich] sauber
außgekhert, tisch und penckh geseubert, [die] böse geschmach mit guettem rauchwerch
vertr[iben], alle vierzehen tag oder drei wochen, sooft es die kr[anckhen] [20 r] und
notturfft der armen erfordert, frische gewaschene leilach, pfaidtnen und dergleichen
gegeben, die geschür, schermb, harmbglaß oft außgewaschen, den pettrüßigen zu
morgens und nachts mit warmen wasser die händt gerainiget, die kranckhen gelegt und
gehebt, von allen zorn und unwillen, sie damit zubetrieben und zubelaidigen, genzlichen
verhüettet, deßgleichen die claidung und geschüech den armen, so oft es nottürfftig, recht
außgethailt werden und wo die pether, leingewandt, khlaider und geschüech zerüsten
oder zu flickhen sein, solle dasselbe siechmaister den spittlmaister zeitlich anzaigen,
der soll daz jehnig außbesseren oder neu an die statt machen und inen ann claideren,
hemetern und lailachern nit manglen lasen, auch was den armen außgethailt würdt,
darumben soll siechmaister den spittlmaister bescheinen.
[73.] Siechmaister und siechmaisterin sollen alles gwandt in die wesch mit zahl geben,
und mit der zahl wider empfachen, sechen, daz nichts verruckht, auch des gesunden
und schadhafften gewandt besonder gewaschen werde, folgendts jeden sein hemet oder
leingewandt besonder gegeben, damit die nit verwexelt, ohne gefahr gebraucht oder
denen armen leuthen zu zürnen und gegen einander unwillig zu werden ursach gegeben,
sondern alles, sovil müglich, verhüett werde.
[74.] Siechmaister und siechmaisterin sollen ohne erlaubnus [20 v] deß spittlmaisters,
oder in sein abwesen deß gegenschreibers, ybernacht nit auß den spital sein, sondern
jederzeit mit den armen und kranckhen, tag und nacht, sooft es die notturfft erfordert,
umbgehen, vleissig daran und drob sein, damit under essen zeit zu erhaltung sauberkhait
weder pettler, schueler noch andere gemaine leuth in die stuben eingelassen werden, und
nach deme sich oft begibt, daz die armen alt erlebten leuth, ob gleich ire schwachaiten
sich so gefährlich nit ansehen lassen, gar unversechener sachen eben so baldt bei nacht alß
tagszeiten zum todt greiffen, soll er, sichmaister, für sich selbst oder seinen undergebenen
siechdiener die caplän zu derlei fählen ohne ainigen saumbfahl ersuechen und zu solchen
sterbenden persohnen unverzogenlichen berueffen, demselben ist auferlegt, daz sie
unwaigerlich erscheinen, die krankhen trösten und ihr ambt nach inhalt ihrera instruction
vleissig verrichten, damit die kranckhen nit ohne trost, sondern christlich und mit
hailsamen vorgehenden vermahnungen sterben.
[75.] Als oft auch ain persohn mit todt im spitahl abg[eht], solle siechmaister solches
dem superintendenten mit aine[n] zetl, darün des abgeleibten tauf- und zuenahmen
v[er]zaichnet, alsobalden eründeren, und sonsten eben warne[men,] [21r] wie die ärzt,
caplän die armen besuechen, waßmassen sie den sterbenden beistehn, mit was ordnung
und zeit die arzt den khranckhen die arznei, speiß und tranckh verordnen, dasselbig
vleissig auf sondere schwarze taflen, die darzue in der stuben hengen sollen, beschreiben,
die recept in die appodeckhen, auch die arznei auß der appodeckhen widerumben
haimbtragen, bei einnemung der arznei bleiben, daz dieselbig zu bestimbter zeit
eingenommen, in sonderhait darauf hechstes vleises merkhen, daz in den recepten noch
arzneyen khaines wegs geirret, noch aine für die andere geraicht werde, sechen wie sich
der kranckhe helt, wie die arznei wirckhen, solches alles den arzten lauter ansagen bei
a Korr. aus der.
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Medizin