Seite - 477 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 2
Bild der Seite - 477 -
Text der Seite - 477 -
I. Österreich: Hofspitäler (Edition Nr. 1–16) 477
den handtraichenden persohnen drob sein, daz sie zu iren diensten vleißig und willig
sein, welcher aber diß nit thuet, und sich gegen den armen widerwertig verhielt, solches
alsobalden dem spittlmaister zu gebührlichen und nothwendigen einsechen anzaigen, die
nachtliecht ordenlich halten und im schlaffen und sonst alweg ein solche beschaidenhait
haben, daz sie die armen und kranckhen jederzeit ein persohn an der handt haben und
khain ainig mahl allain gelassen werden, insonderhait mit ernst darob sein, daz der armen
und kranckhen, was nation die seindt, niemandts außgeschlossen, nichts anders alß
was ihnen die ärzt verordnen, zugetragen oder geraicht werde. [21v] Deßwegen die pött
oftmahlen durchsuechen und die kranckhen, so anfachen zu iren gesundt zukhommen,
mit speiß, getranckh und außgehn, nit anderst alß die arzt verordnen, halten, damit sy nit
wider fallen und dem spitahl zwifacher uncosten aufgehe.
[76.] Auf alle arme leuth, auch derenselben außwarttenden und handtraichenden
persohnen solle jederzeit guett haimlich aufmerckhen gehalten werden, daz sie sich
Gotts förchtig, zichtig, und dermassen halten, wie inen hernach durch einen besonderen
articul eingebunden ist, wo aber ichtes unrecht befunden, daz sie gottloß reden, unzucht
treiben oder sonst ungebüerlich verhielten, nottürfftig darumben reden und wo sie es
selbst nit abstellen khöndten, dem superintendenten anzaigen, der solle alßdan inhalt der
nachfolgunden ordnung die straff oder außschaffung fürnemmen.
[77.] Da auch ain alter vatter oder muetter testirn wolte, soll dasselbige hinfüro in
beisein des siechvaters neben dem spittlmaister und gegenschreiber allemahl beschen
und solle gedachter siechvater auch bei der spör, i[n]ventur und austhailung sein und
zugesehen, da[s] threulich damit gehandlet, sonderlich aber dem sup[er]intendenten
zuvor ain verzaichnung khonfftiger [22r] außthailung zugestelt und mit seiner
bewilligung auß gethailt werde, eß khönnen auch die vätter und müetter bei testierung
eründert werden, ob sie den spitahl, auch anderen vatteren und müettern zum besten, was
auß freiem willen vermachen und lassen wollen.
Vom dienst der zuechtmaisterin der zwainzig mädtlen
[78.] Die zuchtmaisterin soll ain altes erbares, verstendiges, mit schreiben, lesen,
nähen wolkhündiges weib sein, durch den spittlmaister und gegenschreiber mit
vorwüssen und consens des superintendenten aufgenommen, auch ihr noch ain andere
vleissige persohn, die ihr hilff, den armen mädlen aufzuwarthen, gehalten und mit
allem ernst eingebunden werden, daz sie iren besten verstandt nach die khünder, so ihr
verthraut, in guetter zucht, Gottes förchtig, mit lehrung leßen, schreiben, nähen und
haußhaltung, auch zum gebett halten und underweisen, inen ainige leichtferttigkhait,
oder daz sie inn und ausser spitahls sonderlich under mannern oder bueben umblauffen,
khaines wegs gestatt, inen mit der ligerstatt underhaltung, sauberkhait und aller notturfft
vleissig abwartten, alle nacht bei inen in der camer ligen, ohne vorwüssen [22v] deß
spittlmaisters oder spittlmaisterin, und in dern abweßen deß gegenschreibers, yber nacht
nit außbleiben, noch undern tags vil außgehn, auch das, was die mädlein mit nähen,
spünen, würckhen oder ander khünsten lehrnen, soll der spitahl zu nuzen angewendt und
getriben werden. Und da obgedachte mädl etwan der spittlmaisterin oder schuelmaisterin
hievor schöne arbaith gemacht, welche hernach verkhaufft und dem spitahl nit zu nuzen
khomen oder für sich selbsten behielten, auch anderen frembden leuthen ausser deß
spitahls ohne alle ergözligkhait genähet, wollen wür dises genzlichen abgestelt, daneben
Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Spital als Lebensform
- Untertitel
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Medizin