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II.
Das Princip der Gleichberechtigung der Nationalitäten ist eben
so alt. wie die Lehre vom natürlichen Rechte überhaupt; die Quelle
beider ist jenes oberste Princip, aus dem die Moral und das Recht
fließen, nämlich das Gebot, welches in alle menschlichen Herzen
tief eingegraben ist: „Was du dir selbst nicht wünschest, thue auch
Anderen nicht an." Freilich hat es harte und jahrhundertelange
Kämpfe getostet, ehe dieser göttliche Funke in der menschlichen
Seele geweckt und in dem Maße gekräftigt wurde, daß er dem,
dem Menschen nicht weniger angebor'nen thierifchen Triebe, d. i.
seinem rohen und alles verschlingenden Egoismus, das Gleich-
gewicht halten und wiederstehen konnte. Daher geschah es auch,
daß das private oder, wenn ich so sagen darf, interpersonale Recht
viel eher zur Anerkennung und allgemeinen Geltung gelangte als
das internationale Recht, indem die bloße materielle Gewalt von
jeher und auch heutzutage betnahe allgemein unter den Völkern
entscheidet. Mit dem Fortschritt der Livilisation bildeten sich wohl
auch in dieser Beziehung gewisse Rechtsprincipien heran, die in
unseren Tagen zu allgemeiner Anerkennung gelangten: aber die
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Buch Österreichs Staatsidee"
Österreichs Staatsidee
- Titel
- Österreichs Staatsidee
- Autor
- Franz Palacký
- Verlag
- I. L. Kober Verlag
- Ort
- Prag
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.7 x 21.5 cm
- Seiten
- 110
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918