Seite - 26 - in Österreichs Staatsidee
Bild der Seite - 26 -
Text der Seite - 26 -
2«
stützte sie insgeheim auch beide. Es schickte den Grafen Lamberg
als Commandirenden nach Ungarn; dieser, um offen zu zeigen,
auf welche Art er verfahren wolle, ließ vom österreichischen Mil i-
t«r auf dieselben stovakifchen Freiwilligen schießen, die kurz vorher
vom Minister Grafen Latour selbst mit Waffen versehen worden
waren. Als sich nun auch der Ban Ielakii mit feiner Armee
ebenso den Befehlen Lamberg's wie ftüher den Befehlen Batthia-
ny's fügen sollte, und sein Agent in Wien, der nachmalige Mini-
ster Kulmer, bei mir und meinen Reichstagsfreunden über eine
folche „Perfidie" Klage führte, nahm ich mit den Letzteren stück-
spräche und begab mich mit den HH. Rieger und Trojan als
Zeugen zum Minister Bach, durch den ich der gesummten Regie-
rung unsere Absicht mit beiläufig folgenden Worte erklärte: „daß
wir Slaven, obwohl der Zahl nach die mächtigsten, nie die Herr-
fchaft in Öfterreich in Anspruch nehmen wollten, noch es auch
jetzt zu thun gedenken, daß wir aber auch mit der bisherigen
Stellung unserer Nationalität im Reiche, da sie nuy untergeord-
net und so zu sagen rechtlos war, keineswegs zufrieden fein können
und wollen; daß wir in Betreff der nationalen Berechtigung ge-
wünscht haben und noch wünschen, auf derfelben Stufe mit den
übrigen Böllern zu stehen, nichts mehr und nichts weniger; daß
wir aber in der Inftruction und Vollmacht des Grafen Lamberg
fo wie auch in anderen Thatfachen (deren ich hier nicht gedenken
will) die Absicht der Regierung und des Ministeriums erblicken,
uns trotz allen schönen Versprechungen im Zustand des nationalen
Helotismus auch künftighin zu belassen; die Gleichberechtigung der
Rationalitäten fei vor Gott und den Menschen nichts als ein
Postulat der Gerechtigkeit; wolle aber oder könne Österreich die-
selbe uns nicht gewähren und garantiren, so fei uns an feiner
Erhaltung auch nichts gelegen, denn Ungerechtigkeit würde uns ja
auch außer Öfterreich zu Theil werden und zwar gratis. Aus
diesem Grunde sei auch unsere vielfache Schonung und Selbst-
verläugnung, womit wir dem Ministerium und der Regierung zu
Hilfe kamen, zu Ende; wir seien nunmehr entschlossen rücksichtlos
unseren eigenen Weg zu gehen, es geschehe was da wolle." Die
neuerdings wiederholten Versprechungen fanden lein Gehör mehr;
zurück zum
Buch Österreichs Staatsidee"
Österreichs Staatsidee
- Titel
- Österreichs Staatsidee
- Autor
- Franz Palacký
- Verlag
- I. L. Kober Verlag
- Ort
- Prag
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.7 x 21.5 cm
- Seiten
- 110
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918