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Österreichs Staatsidee
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36 Bedürfnisse der Völler zu führen, als irgend eine andere Methode. Haben wir es doch seit dieser Zeit hinlänglich erfahren und erfahren es mit jedem Tage, wie z. B. am jetzigen böhmischen Landtage jedweder Antrag vor Allem nach dem Vortheile bemessen wird, den er der einen oder anderen Nationalität bringt oder verspricht, und daß er auch hauptsächlich dem gemäß angenommen oder verworfen wird; wäre es nicht wünschenswerth, daß dieses Hinderniß der Gefammtwohlfahrt und des Fortschrittes entfernt werde? Wäre es auch für den Gefammtstaat etwa ein geringer Bortheil, wenn die Völler Österreichs, solcher Unzukömmlichkeiten ledig und von einander ungehindert, um die Wette bemüht wären, mit allen ihren Kräften an ihrer Veredlung zu arbeiten? Es verletzt dies freilich, wie man sagt, das historische Gefühl der Völler, wenn z. B. Böhmen oder Ungarn aufhören würde als Königreich Böhmen oder Königreich Ungarn zu tagen: aber wir haben, be- sonders in Böhmen, bei unseren deutschen Mitbürgern leider nur allzuwenig jenes historische Gefühl für das Königreich Böhmen bethütigen gesehen, und es ist für Niemanden ein Geheimnis, daß so mancher von unseren Nachbarn keinen Augenblick zaudern würde, Prag für Wien oder Frankfurt zu vertauschen. An den Ungarn lastet aber, und zwar nicht ohne Grund, der Verdacht, daß sie vor Allem deswegen ihre historischpolitische Individualität vertheidigen, damit das Vorwiegen ihres magyarischen Elementes nicht beein- trächtigt werde. Gerade mein Antrag war Beweis davon, daß wir Slaven weder nach einer Oberherrlichkeit über die übrigen Nationen, noch nach ihrer Unterdrückung streben. Viele haben es bei mir, als einem Historiker, gar nicht begreifen können, daß ich bis zu einem solchen Grade alle historischen Grundsätze habe ver- läugnen und einen solchen, offenbar revolutionären Act, wie das Gruppiren Österreichs nach Nationalitäten, anrathen können. Frei- lich war mein Antrag mit der Revolution verbunden und wurde überhaupt nur durch die vorangehenden, ungeheueren Stürme er- möglicht, die die österreichische Monarchie bis zu ihren Grund- festen erschüttert und durchwühlt hatten; ich habe diese Thatfache nicht hervorgerufen, fondern war nur bemüht, sie zu benützen und zum allgemeinen Besten zu verwerthen. Sind ja doch so viele
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Österreichs Staatsidee
Titel
Österreichs Staatsidee
Autor
Franz Palacký
Verlag
I. L. Kober Verlag
Ort
Prag
Datum
1866
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
14.7 x 21.5 cm
Seiten
110
Kategorien
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