Seite - 56 - in Österreichs Staatsidee
Bild der Seite - 56 -
Text der Seite - 56 -
5s
gen und nationale Verbitterung, was fremde Waffen in einem
solchen Momente bewirken tonnen und ob nicht mächtige Strö-
mungen, von unbekannten Gesetzen geleitet, selbst bei unserem
Volke den gewiß wohl begründeten Bau des eigenen Vortheils
niederreißen und alle Dämme politischer Weisheit durchbrechen würden ?
Wie gesagt, möglicher Weise dürfte es wohl den Böhmen und österrei-
chischen Slaven noch einmal gelingen, Österreich aus einer solchen
Gefahr zu reißen, falls sie in dem Augenblicke alle, mit voller
Kraft und eintrachtig wol len: aber das scheint uns über allen
Zweifel erhaben zu sein, daß Österreich, wenn in einer solchen
Zeit uns 18 Millionen Slaven an seiner Erhaltung nicht gele-
gen wäre, durch keine Gewalt der Erde mehr gerettet werden
lönnte."
«Hoffen wir jedoch, daß öfterreich von solchen Umwälzungen
bewahrt werden wird, daß der schützende Engel der Dynastie und
die Weisheit der österreichischen Staatsmänner, d. i. solcher
welche mehr österreichischen als irgend welchen andern Pa-
triotismus haben, solche Gefahren abwenden und nicht zulassen
wird, daß etwa nationale Leidenschaft und Herrfchgier oder aber
eigensinnige Launen Einzelner unser Reich leichtsinniger Weise in
so gefährlichen Experimenten aufs Spiel setzen sollten, wie es der
Dualismus ist, bei dem es um'S Leben geht!
Prag, den 3. Mai 1865.
zurück zum
Buch Österreichs Staatsidee"
Österreichs Staatsidee
- Titel
- Österreichs Staatsidee
- Autor
- Franz Palacký
- Verlag
- I. L. Kober Verlag
- Ort
- Prag
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.7 x 21.5 cm
- Seiten
- 110
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918