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genannte Fachschulen besorgen und die nlthigen politischen und
gerichtlichen Instanzen einen natürlichen und angemessenen Wir-
kungskreis in ihnen finden könnten. Daß der föderalistische Ver«
fassungsentwurf für die österreichischen Länder, welchen ich im 1.1848
dem Lonstitutionsausschuße des Reichstages zu Kremfier vorgelegt
habe, aus seinen Berathungen mit entschieden centralistischer Fär-
bung herausgieng, hat seinen Grund hauptsächlich in der unprak-
tischen Zusammenstellung des Ausschußes selbst gehabt, in den auch
das kleinste Land ebenso drei Glieder wählte, wie Vöhmen und
Galizien; da nun die kleinen Länder, welche im Ausschuße ein
entschiedenes Übergewicht besaßen und den großen Ländern zwar
nicht an Zahl und Größe der dem Staate gebrachten Opfer als
der Vortheile, die sie von ihm zu genießen hätten, gleich kommen
wollten und zugleich einsahen, daß sie ein solches Maaß Autonomie
wie es für die größeren Länder vorgeschlagen und passend befun-
den wurde, nicht mit demselben Vortheile verwenden tonnten, so
neigten sie sich, mit wenigen Ausnahmen, alle zur Centralisation
(besonders da die Mehrheit der Ausschußmitglieder zur französischen
und Rotteck-Welkerschen Schule der Politiker gehörte). Es ist also
ein nothwendiges Postulat der föderalistischen Verfassung, daß sich
die österreichischen Länder ihren historischen Principien und Verhält-
nissen und den geographischen und ethnographischen Anforderungen
nach in mehrere Gruppen theilen. Die Begränzung solcher
Gruppen für die Länder der böhmischen Krone und für die ehe-
mals polnischen und italienischen Gebiete würde wohl keine Schwie-
rigleiten bieten: aber bei den Ländern der ungarischen Krone wird
schon lange und heftig darüber gestritten, ob für sie alle die ge-
setzgebende Gewalt von Pest ausgehen oder ob Siebenbürgen und
das sogenannte breieinige Königreich jedes eine Gruppe für sich
bilden sollte; zu dem glaube ich, daß auch bei den altösterreichi-
schen Lrbländern, (die seit dem I. 1526 dem österreichischen
Hause erblich angehörten) darüber Streit entstehen wird, ob sie
sich in einer oder in mehreren Gruppen constituiren sollen, zumal
besonders die slovenischen Gebiete neuerdings eine Vereinigung im
Königreich Illyrien wünschenswert finden dürften. Nach föderali-
stischen Anschauungen könnte ich eine straffe Centralisation von
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Buch Österreichs Staatsidee"
Österreichs Staatsidee
- Titel
- Österreichs Staatsidee
- Autor
- Franz Palacký
- Verlag
- I. L. Kober Verlag
- Ort
- Prag
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.7 x 21.5 cm
- Seiten
- 110
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918