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Einleitung 17
Die sowjetische Besatzung Österreichs 1945–1955 stellte bis vor wenigen Jah-
ren eines der bedeutendsten Forschungsdesiderate der österreichischen Zeit-
geschichtsforschung dar.9 Während die westalliierten Zonen Österreichs be-
reits Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen waren und
sind, hinkte die Erforschung der sowjetischen Besatzung drastisch hinterher.
Der Grund dafür lag in erster Linie in einem jahrzehntelangen, starken Un-
gleichgewicht der Quellensituation.10 Durch den Zugang zu „neuen“ Quel-
len in russischen Archiven konnten sich mehrere Forschungsprojekte den
österreichisch-sowjetischen Beziehungen auf außenpolitischer Ebene, Fragen
des sowjetischen Einflusses auf die österreichische Politik sowie den Plänen
zu Österreich oder dem Alltag in der sowjetischen Besatzungszone aus ös-
terreichischer Perspektive widmen. Die Lebenswelt der sowjetischen Besat-
zungssoldaten selbst, die Verarbeitung in Ego-Dokumenten und die orale wie
schriftliche Erinnerung, sprich die retrospektive Deutung, waren bisher von
diesen Untersuchungen weitestgehend ausgenommen.
Als Resultat eines mehrjährigen, bilateralen Forschungsprojektes11 er-
schien im Frühling 2005 eine zweibändige Publikation mit dem Titel „Die
Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955“, worin erstmals
auf breiter Basis von Dokumenten aus russischen und österreichischen Archi-
ven die zehnjährige sowjetische Besatzung Österreichs umfassend aufbereitet
wird.12 Im Laufe des „Gedankenjahres 2005“ kamen zudem eine Monogra-
fie zur politischen Arbeit der sowjetischen Besatzung in Österreich – wobei
ein Schwerpunkt auf die Zeit vom Kriegsende bis einschließlich 1949 gelegt
9 Siehe dazu auch: Günter Bischof, Eine historiographische Einführung: Die Ära des Kalten Krieges
und Österreich, in: Erwin A. Schmidl (Hg.), Österreich im frühen Kalten Krieg 1945–1958. Spione,
Partisanen, Kriegspläne. Wien – Köln – Weimar 2000, S. 19–53; Wolfgang Mueller, Die sowjetische
Besatzungsmacht in Österreich 1945–1955. Forschungsstand, Quellenlage und Fragestellungen, in:
Zeitgeschichte. 2001/2, S. 114–129.
10 Vgl. dazu Günter Bischof – Josef Leidenfrost (Hg.), Die bevormundete Nation. Österreich und die
Alliierten 1945–1949. Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte. Bd. 4. Innsbruck 1988. Bezeich-
nenderweise fehlt in diesem Band, der die Forschungen zur österreichischen Besatzungszeit Ende
der 1980er Jahren zusammenfasst, ein Kapitel über sowjetische Archivalien zur Nachkriegszeit.
Zu einem aktuelleren Forschungsüberblick vgl. Günter Bischof – Hans Jürgen Schröder, „Nation
Building“ in vergleichender Perspektive: Die USA als Besatzungsmacht in Österreich und West-
deutschland 1945–1955, in: Michael Gehler – Ingrid Böhler (Hg.), Verschiedene europäische Wege
im Vergleich. Österreich und die Bundesrepublik Deutschland 1945/49 bis zur Gegenwart. Inns-
bruck 2007, S. 155–176.
11 Das bilaterale Forschungsprojekt „Die Rote Armee in Österreich 1945–1955“ wurde von Juli 2002 bis
Dezember 2005 vom Österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur,
Wien, gefördert. Projektleitung: Stefan Karner; Projektkoordination: Barbara Stelzl-Marx.
12 Karner – Stelzl-Marx, Die Rote Armee in Österreich; Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote
Armee in Österreich.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918