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Einleitung 21
satzes in Österreich, darunter der erste sowjetische Militärkommissar in
Österreich, Marschall Ivan Konev,30 sein Stellvertreter, Generaloberst Alek-
sej Želtov,31 oder etwa der erste sowjetische Nachkriegs-Stadtkommandant
Wiens, Generalmajor Aleksej Blagodatov.32
In den USA erfolgte die Aufarbeitung der sowjetischen Besatzung Ös-
terreichs erwartungsgemäß unter umgekehrten Vorzeichen und aus einer
„westlichen“ Perspektive heraus. So bezichtigten die frühen Untersuchun-
gen die Sowjetunion eines aggressiven Expansionismus und eines der sow-
jetischen Außenpolitik inhärenten Revolutionsexports. Besonders deutlich
tritt dieser antikommunistische Standpunkt in der 1961 veröffentlichten Dis-
sertation von William Lloyd Stearman hervor,33 etwas ausgewogener in der
1963 eingereichten Doktorarbeit von William B. Bader.34 2002 erfolgte eine
Neuauflage der deutschen Fassung von Baders Studie unter explizitem, aber
keineswegs gerechtfertigtem Verweis auf die Sicht des „neutralen [!] ameri-
kanischen Betrachters“.35
Diese Schwarz-Weiß-Malerei wurde ab dem Jahr 1977 von mehreren „re-
visionistischen“ Arbeiten kritisch hinterfragt, die zugleich die ersten nen-
nenswerten österreichischen Beiträge zur Erforschung der sowjetischen Ös-
terreichpolitik darstellten. Den Anfang machte Wilfried Aichinger mit seiner
Beurteilung der sowjetischen Ziele gegenüber Österreich von 1943 bis zu den
Novemberwahlen 1945.36 Ihm folgte Otto Klambauer mit seiner Arbeit über
die USIA-Betriebe, dem ersten Werk zur sowjetischen Wirtschaftspolitik in
Österreich.37 Oliver Rathkolb setzte sich mit seiner Dissertation über die US-
Propaganda in Österreich im frühen Kalten Krieg auch mit den Zielen der
sowjetischen Besatzungspropaganda und deren Umsetzung auseinander.38
30 Ivan S. Konev, Sorok pjaty. Moskau 1966.
31 Aleksej S. Želtov, Političeskaja rabota v Venskoj natupateľnoj operacii, in: Voenno-istoričeskij
žurnal. 1996/2, S. 17–28; A. S. Želtov, 3-j Ukrainskij – na Balkanach, in: Institut Voennoj Istorii Mi-
nisterstva Oborony SSSR (Hg.), Velikij osvoboditel’nyj pochod. Moskau 1970, S. 115–150.
32 A. Blagodatow, Die ersten Friedenstage in Wien, in: Sowjetunion heute. 1975/9, S. 25–27.
33 William Lloyd Stearman, The Soviet Union and the Occupation of Austria: An Analysis of the So-
viet Policy in Austria, 1945–1955. Bonn – Wien – Zürich 1961; William Lloyd Stearman, Die Sowjet-
union und Österreich 1945–1955. Ein Beispiel für die Sowjetpolitik gegenüber dem Westen. Bonn
– Wien – Zürich 1962.
34 William Banks Bader, A Communist Failure. Occupied Austria 1945–1955. Phil. Diss. Princeton
1963; William Banks Bader, Austria between East and West 1945–1955. Stanford 1966.
35 William B. Bader, Österreich im Spannungsfeld zwischen Ost und West 1945 bis 1955. Wien 2002.
36 Wilfried Aichinger, Sowjetische Österreichpolitik 1943–1945. Phil. Diss. Wien 1977; Wilfried Aichin-
ger, Sowjetische Österreichpolitik 1943–1945. Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 1. Wien 1977.
37 Otto Klambauer, Die USIA-Betriebe. Phil. Diss. Wien 1978.
38 Oliver Rathkolb, Politische Propaganda der amerikanischen Besatzungsmacht in Österreich 1945–
1950. Ein Beitrag zur Geschichte des Kalten Krieges in Presse-, Kultur- und Rundfunkpolitik. Phil.
Diss. Wien 1981.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918