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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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I. Vorgeschichte: Sowjetische Österreichplanung52 Regierung in einer Botschaft an Moskau aufs Schärfste gegen das sowjetische Vorgehen. Vor der Einsetzung einer Regierung müsse ganz Österreich befreit und eine viergliedrige alliierte Kommission in Wien installiert sein. Zum Zeit- punkt, als dies geschrieben wurde, wusste die britische Seite nicht, dass sich die Regierung Renner bereits konstituiert hatte.76 Die Westmächte befürch- teten, die Sowjets hätten – wie bereits zuvor in Bulgarien, Polen, Rumänien und Ungarn – durch ihren Alleingang bei der Regierungsbildung nun auch in Österreich eine Marionettenregierung Stalins installiert. Als Indiz dafür wurde etwa gesehen, dass die Kontrolle der Staatspolizei in den Händen der Kommunisten lag. Die Autorität dieses für die Sowjets „gesamtösterreichi- schen“ Ansprechpartners erstreckte sich somit vorerst nur auf den sowjetisch besetzten Teil Österreichs.77 Schließlich dauerte es noch bis zum Sommer, bis sich die Alliierten auf die Sektorenaufteilung in Wien einigten. Der Durchbruch bahnte sich an, als Sta- lin am 18. Mai auf ein am Vortag neuerlich gestelltes dringendes Verlangen der Amerikaner und Briten nach Entsendung einer westalliierten Mission nach Wien zustimmend antwortete. Nach der am 13. Juni 1945 beendeten Mission der westalliierten Militärs wurden die Verhandlungen in der Euro- päischen Beratenden Kommission neuerlich aufgenommen. Schließlich setz- ten die Sowjets ihren Plan durch, die Grenzen Wiens vom 31. Dezember 1937 als maßgeblich zu erklären. Sie überließen den Amerikanern die Benützung des Flughafens Tulln und den Briten und Franzosen den gleichfalls in der sowjetischen Zone gelegenen Flugplatz Schwechat.78 Dafür verzichteten die Sowjets auf ihren Wunsch, den ersten Wiener Gemeindebezirk – die Machtzentrale der Republik mit den meisten Regie- rungsämtern und dem Sitz des Bundespräsidenten – ihrem Sektor einzuver- leiben. Von einem britischen Vorschlag ausgehend, wurde die Innere Stadt von Wien zum internationalen Sektor erklärt, dessen Verwaltung im Turnus (ab Jänner 1946 im Monatsrhythmus) übernommen wurde. Die Schaffung des internationalen Sektors erwies sich im folgenden Jahrzehnt als positiv, da sie eine unilaterale Kontrolle der Verwaltungs- und Wirtschaftszentren a priori ausschloss. Dieser Sektor bedeutete nicht nur eine Klammer für die Funktionsfähigkeit der alliierten Verwaltung in Wien, sondern gewährte der österreichischen Regierung auch einen größeren Freiraum gegenüber jeder Besatzungsmacht. Einem möglichen Auseinanderbrechen Wiens in einen 76 Rauchensteiner, Der Sonderfall, S. 72f. 77 Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 131f.; Ernst Hanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. Wien 1994, S. 403. Siehe dazu auch das Kapitel A.II.3.4 „Aufbau der Provisorischen Regierung“ in diesem Band. 78 Rauchensteiner, Der Sonderfall, S. 105f.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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