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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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II. KRIEGSENDE IN ÖSTERREICH Als sowjetische Truppen am 29. März 1945 als erste der alliierten Besatzungs- mächte österreichisches Territorium betraten, tauchten sie in eine feindliche Welt ein, die die „Befreier vom faschistischen Joch“ durchaus nicht mit offenen Armen begrüßte. Angesichts der ersten Begegnungen mit den sowjetischen Soldaten kamen nun vielfach jene stereotypen Feindbilder zum Tragen, welche die NS-Propaganda im Unterbewusstsein der Bevölkerung verankert hatte und die ihrerseits auf bereits vor Kriegsbeginn vorhandenen latent antislawischen Vorurteilen fußten: die Sowjetunion als „Hort des Bösen“, „behaust“ vom „slawischen Untermenschen“ und infiziert vom „jüdischen Bolschewismus“.1 Hinzu kam die berechtigte Angst, die Rote Armee würde Rache für die von deutschen Einheiten begangenen Verbrechen in der Sowjetunion üben.2 Berich- te von Übergriffen verbreiteten sich – auch dank der NS-Propaganda – wie ein Lauffeuer und eilten den vorrückenden sowjetischen Soldaten voraus. Doch auch die Rote Armee stand unter dem Einfluss der jahrelangen Feindpropa- ganda, die sich pauschal gegen die „Faschisten“ gerichtet hatte. Erst sukzessive erfolgte eine Differenzierung zwischen „Österreichern“ und „Deutschen“. 1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda Die sowjetische Sicht Österreichs war mindestens ebenso ambivalent wie die Vorstellungen vieler Österreicher von ihren Befreiern, die man eigentlich nicht im Land haben wollte. Die Wurzeln dafür lagen unter anderem bereits im „ambivalenten Anschluss“3 Österreichs im März 1938: Einerseits stellte die 1 Hans-Erich Volkmann (Hg.), Das Russlandbild im Dritten Reich. Köln – Weimar – Wien 1994; Peter Jahn, „Russenfurcht“ und Antibolschewismus: Zur Entstehung und Wirkung von Feindbildern, in: Peter Jahn – Reinhard Rürup (Hg.), Erobern und Vernichten. Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945. Essays. Berlin 1991, S. 47–64; Omer Bartov, Brutalität und Mentalität: Zum Verhalten deutscher Soldaten an der „Ostfront“, in: Peter Jahn – Reinhard Rürup (Hg.), Erobern und Vernich- ten. Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945. Essays. Berlin 1991, S. 183–199. 2 Gabriele Mörth, Schrei nach innen. Vergewaltigung und das Leben danach. Wien 1994; Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.), Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Ausstellungskatalog. Hamburg 2002; Hans Heer – Klaus Naumann (Hg.), Vernichtungskrieg. Ver- brechen der Wehrmacht 1941–1944. Hamburg 1995; Christian Hartmann – Johannes Hürter – Ulrike Jureit, Verbrechen der Wehrmacht. Bilanz einer Debatte. München 2005; Helke Sander – Barbara Johr (Hg.), BeFreier und Befreite. Krieg, Vergewaltigung, Kinder. Frankfurt am Main 2005. 3 Gerhard Botz, Der ambivalente Anschluss, in: Zeitgeschichte 3/1978, S. 91–109.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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