Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Seite - 73 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 73 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955

Bild der Seite - 73 -

Bild der Seite - 73 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955

Text der Seite - 73 -

1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda 73 Die Propagandamaschinerie lief vor dem Hintergrund der gewaltigen Ver- luste der ersten Kriegswochen und der chaotischen Verhältnisse an der Front und im Hinterland an. Von Anfang an kam der Ideologie eine herausragende Funktion zu, da sich mit Deutschland und der Sowjetunion zwei totalitäre Re- gime gegensätzlicher politischer Pole gegenüberstanden. Der in der proleta- rischen Klassenideologie erzogene sowjetische Soldat sah zunächst auch den Feind durch dieses Prisma. Doch mit jedem weiteren Schritt der Wehrmacht innerhalb des sowjetischen Territoriums verflüchtigte sich die klassenideologi- sche Illusion, dass sich die deutschen Arbeiter und Bauern als „Klassenbrüder“ erweisen würden. In den Analysen des deutschen Vormarsches verschwand der klassenkämpferische Akzent. Auch die verbale Unterteilung in „Deutsche“, „Faschisten“ und „Feinde“ verschwamm sukzessive. Rasch setzte sich das Bild vom „Faschisten-Feind“ durch, das zunehmend national eingefärbt war.25 Es sei „natürlich eine Lüge“, dass die „deutschen Faschisten Sozialisten wären, die die Interessen der Arbeiter und Bauern gegen die Plutokraten verteidigen würden“, sollte Stalin in seinem Befehl anlässlich des 1. Mai 1942 betonen.26 Erst in seiner Rede anlässlich des 24. Jahrestages der Oktoberrevolution am 6. November 1941 rang sich Stalin das öffentliche Eingeständnis ab, dass die „hitlersche Horde“ durchaus geschlossen kämpfte. Er appellierte damit an das historische Bewusstsein der Bevölkerung, das den Hinweis auf die zwei Jahrhunderte währende tatarisch-mongolische Schreckensherrschaft richtig zu interpretieren wusste. Dies war der Beginn einer neuen Propagan- da im Krieg gegen Deutschland, die auf dem Prinzip basierte: „Aug um Aug, Zahn um Zahn.“ Mit der Direktive der GlavPURKKA „Über die Beseitigung von Unzulänglichkeiten in der mündlichen Propaganda und Agitation“ vom Dezember 1941 wurde der erste ernsthafte Schritt getan, die Effizienz der eigenen Propaganda zu steigern. Die beiden Begriffe „Faschist“ und „Deut- scher“ verschmolzen im Alltagsbewusstsein.27 1.1.2 Patriotische Liebe und Hass auf den Feind: Grundthemen Zwei Grundthemen prägten fortan die sowjetische Literatur und Propagan- da: Das eine war die patriotische Liebe zum Vaterland, die durch Verweise 25 Elena S. Senjavskaja, Deutschland und die Deutschen in den Augen sowjetischer Soldaten und Of- fiziere des Großen Vaterländischen Krieges, in: Elke Scherstjanoi (Hg.), Rotarmisten schreiben aus Deutschland. Briefe von der Front (1945) und historische Analysen. Texte und Materialien zur Zeit- geschichte. Bd. 14. München 2004, S. 247–266, hier: S. 250–252. 26 I. Stalin, Prikaz Narodonogo Komissara Oborony Nr. 130, 1.5.1942, in: Boevoe znamja, 3.5.1942, S. 1f. 27 Perepelicyn – Timofeeva, Das Deutschen-Bild in der sowjetischen Militärpropaganda, S. 270f.
zurück zum  Buch Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955"
Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Stalins Soldaten in Österreich