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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda 79 „Wenn du nicht auf alles verzichten willst, was du dein Vaterland nennst – dann töte einen Deutschen, töte ihn immer, wann du ihn auch siehst.“49 1.1.4 Il’ja Ėrenburg In dieselbe Kerbe schlug Il’ja G. Ėrenburg,50 der wie kaum ein anderer den Nerv der Zeit traf. In den vier Kriegsjahren verfasste er rund 1500 Artikel für Front- und Armeezeitungen, für ausländische Nachrichtenagenturen und Zeitungen51 sowie für Rundfunksender. Als Frontberichterstatter bereiste er die Kriegsschauplätze, traf sich mit Soldaten und Kriegsgefangenen, hielt Vorträge und sammelte Material über deutsche Verbrechen. Die gesamte Armee las Ėrenburg. Die Tonlage seiner Artikel entsprach der allgemeinen sowjetischen Kriegspropaganda, deren Ziel darin bestand, auch bei einfachen Menschen Kampfbereitschaft und Hass gegen den Feind hervorzurufen. Sei- ne Schriften, die stellvertretend für die gesamte sowjetische Propaganda ge- sehen werden können, stärkten die Moral an der Front und im Hinterland. In seinem Flugblatt „Töte!“ vom 24. Juli 1942, als der Rückzug der Roten Armee im Nordkaukasus in vollem Gange war und die deutschen Trup- pen nach Stalingrad vorstießen, schrieb Ėrenburg: „Die Deutschen sind kei- ne Menschen. Von jetzt an ist das Wort ‚Deutscher‘ für uns der schlimmste Fluch. Von jetzt an lässt das Wort ‚Deutscher‘ das Gewehr losgehen. Wir wer- den nicht reden. Wir werden uns nicht entrüsten. Wir werden töten. Wenn du nicht einen Deutschen am Tag getötet hast, war der Tag verloren.“52 Und weiter: „Wenn du nicht den Deutschen tötest, tötet der Deutsche dich. […] Wenn du den Deutschen leben lässt, erhängt der Deutsche den russischen Mann und schändet die russische Frau. Wenn du einen Deutschen getötet hast, bring den nächsten um – es gibt nichts Lustigeres als deutsche Leichen. Zähle nicht die Tage. Zähle nicht die Wersten. Zähle nur eines: die von dir ge- töteten Deutschen. Töte den Deutschen! – das bittet die alte Mutter. Töte den Deutschen! – das bittet dich das Kind. Töte den Deutschen! – das schreit die 49 Zit. nach: ebd., S. 299. 50 In der deutschsprachigen Literatur wird meist die Schreibweise „Ilja Ehrenburg“ verwendet, was nicht der wissenschaftlichen Transliteration entspricht. 51 Die für das Ausland geschriebenen Artikel erschienen erst Mitte der 1980er Jahre in der Sowjetuni- on. Siehe: Tischler, Die Vereinfachung des Genossen Ėrenburg, S. 328. 52 Zit. nach: Peter Jahn (Hg.), Ilja Ehrenburg und die Deutschen. Museum Berlin-Karlshorst. Berlin 1997, S. 70. Vgl. Werth, Russland im Krieg, S. 294f.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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