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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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II. Kriegsende in Österreich120 bei der Regierungsbildung zu berücksichtigen. Sie sprachen der O5 a priori ihre politische Vertretungsbefugnis ab, ohne ihren tatsächlichen Beitrag zur Befreiung und zum ideologischen Widerstand, den sie unter Einsatz ihres Le- bens geleistet hatten, entsprechend anzuerkennen. Vor allem zeigten die Par- teien kein Interesse, die Widerstandsbewegung in der von ihr beabsichtigten Rolle einer politischen Dachorganisation der drei demokratischen Parteien zu bestätigen. ÖVP und SPÖ gaben eine Erklärung ab, wonach ihre Parteien selbstständige Organisationen und nicht dazu bereit seien, in eine Dachor- ganisation einzutreten. Adolf Schärf versicherte zudem, die Sozialisten wür- den ihre angeblichen Vertreter in der O5 entweder gar nicht anerkennen oder schnellstens aus der Organisation zurückziehen. Damit waren in allen drei Parteien die Würfel gefallen. Die Widerstandsbewegung hatte ihren politi- schen Einfluss verspielt, sodass am 16. April der Wiener Stadtsenat bereits ohne die Mitwirkung der O5 gebildet wurde.236 Die Angelobung erfolgte am 18. April durch Blagodatov.237 Der „Siebenerausschuss“ der O5 versuchte noch zu retten, was zu retten war – jedoch ohne Erfolg. Fraser hob etwa in einem Memorandum über die Tätigkeit der O5 hervor, ihre Aufgabe bestünde u. a. in der Bewachung öf- fentlicher Gebäude, in der Verhaftung „gefährlicher Nationalsozialisten in Wien und den befreiten Gebieten“ und – was eher überraschen mag – in der Zusammenarbeit mit dem NKVD. Ein normales friedliches Leben sollte dank ihrer Unterstützung in Österreich wieder möglich sein. Die Entwicklung des politischen Lebens hingegen müsste „zur Gänze den Parteien übergeben“ werden.238 Doch auch die Beteuerung, dass sich die O5 aus dem politischen Leben zurückziehen würde, trug nicht zur Stärkung ihrer Position bei. Parallel dazu trat die skeptische sowjetische Haltung gegenüber der ös- terreichischen Widerstandsbewegung sukzessive zum Vorschein. Neben der negativen Einstellung der österreichischen politischen Parteien trugen die en- gen Kontakte der Widerstandsbewegung zum westlichen Ausland zur sow- 236 Aichinger, Sowjetische Österreichpolitik, S. 166–169; Rauchensteiner, Der Sonderfall, S. 69f.; Rathkolb, Raoul Bumballa, S. 302f. Auch in einem als „besonders wichtig“ eingestuften Chiffre- telegramm an Stalin vom 15. April 1945 fand die Widerstandsbewegung keine Erwähnung. Darin wurde auf die Dringlichkeit, eine Entscheidung bezüglich der Ernennung eines Bürgermeisters von Wien und der Bildung einer provisorischen Regierung verwiesen, wobei unter anderem Karl Renner für den Posten des Bürgermeisters Erwähnung fand. Vgl. CAMO, F. 48, op. 3411, d. 196, S. 315–319, Chiffretelegramm von Tolbuchin, Želtov und Smirnov an Stalin über Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters Wiens und für die provisorische österreichische Regierung, 15.4.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 20. 237 WStLB, B1800455, Flugblättersammlung, Befehl Nr. 3 des Militärkommandanten von Wien, Blago- datov, 18.4.1945. 238 CA FSB RF, K-109717, t. 3, S. 69–71, Memorandum von Gustav Fraser über die Tätigkeit der O5, o. D. [nach dem 15.4.1945].
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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