Seite - 136 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Bild der Seite - 136 -
Text der Seite - 136 -
II. Kriegsende in
Österreich136
am 9. Juni 1945 anordnete.308 Jene 50 Einheiten und Verbände, die sich im
Kampf um Wien ausgezeichnet hatten, erhielten den Ehrentitel „Venskij“
(„Wiener“).309
Die offizielle sowjetische Bilanz der „Wiener Angriffsoperation“ fiel fol-
gendermaßen aus: 19.000 tote und 47.000 gefangene Offiziere und Soldaten
deutscher Einheiten (insbesondere des II. SS-Panzerkorps sowie der 2. und
3. SS-Panzerdivision), 18.000 gefallene sowjetische Soldaten. Insgesamt be-
ziffert die sowjetische Geschichtsschreibung die Verluste der Roten Armee,
die man bei Kämpfen auf österreichischem Gebiet hinnehmen musste, mit
26.000 Mann.310 In neueren Untersuchungen ist von nicht weniger als 167.940
Verlusten der Roten Armee die Rede, die sie während der 26-tägigen Groß-
offensive vom 16. März bis zum 15. April zu beklagen hatte, davon 38.661
Gefallene. Die Gesamtstärke der 2. und 3. Ukrainischen Front inklusive der
Donauflottille wird dabei mit 644.700 Personen angegeben, jene der 1. Bulga-
rischen Armee mit 100.900 Soldaten.311
Durch die Einnahme Wiens und durch die bis dahin erzielten militärischen
Fortschritte im Burgenland und in Niederösterreich befanden sich bereits fast
alle die Sowjetunion interessierenden Teile Österreichs in der Hand der Roten
Armee. Gerade Wien stellte ein sicheres Ass im Ärmel dar, das zum gegebe-
nen Zeitpunkt ausgespielt werden konnte. Auf der anderen Seite näherten
sich US-Truppen der tschechoslowakischen Grenze und damit der sowjeti-
schen Interessensphäre. Die Sowjetunion verfolgte jedoch die Politik, Länder,
wurde. Siehe: Wagner, Die Besatzungszeit, S. 30. Allerdings verweist Wagner dabei fälschlicherwei-
se darauf, dass auch bei Budapest der Orden „Für die Befreiung“ verliehen worden sei, während
diese Auszeichnung – analog zu Wien – den Terminus „Für die Einnahme“ trägt. Siehe: Šunkov,
Krasnaja armija, S. 339.
308 Šunkov, Krasnaja armija, S. 341; Institut Voennoj Istorii Ministerstva Oborony Rossijskoj Federacii,
Velikaja Otečestvennaja Vojna 1941–1945 gg. (Sbornik voenno-istoričeskich kart). Bd. 3. Moskau
2006, S. 135.
309 Gračev, Voennaja ėnciklopedia, S. 65; Portisch, Am Anfang war das Ende, S. 156.
310 Beleckij, Sovetskij Sojuz i Avstrija, S. 64; Štemenko, General’nyj štab v gody vojny, S. 370. Rauchen-
steiner stellt fest, dass die Angaben von sowjetischer Seite offenbar viel zu hoch gegriffen waren,
vor allem da die Verluste in Ostösterreich durch ihre Höhe in keinerlei Verhältnis zu jenen im Wes-
ten standen. Wie hoch die tatsächliche Zahl der Gefallenen und Verwundeten der auf österreichi-
schem Boden kämpfenden Armeen war, lässt sich daher allerdings nicht annähernd feststellen. Vgl.
Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 393. Zu den insgesamt 216 Kriegsgräberanlagen mit
sowjetischen Toten in Österreich vgl. Peter Sixl, Sowjetische Kriegsgräber in Österreich. Sovets-
kie mogily Vtoroj mirovoj vojny v Avstrii. Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für
Kriegsfolgen-Forschung. Sonder-Bd. 6. Graz – Wien – Klagenfurt 2005. Zu den Namen vgl. zudem
Peter Sixl (Hg.), Sowjetische Tote des Zweiten Weltkrieges in Österreich. Namens- und Grablagen-
verzeichnis. Ein Gedenkbuch. Unter Mitarbeit von Veronika Bacher und Grigorij Sidko. Veröffentli-
chungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Sonder-Bd. 11. Graz – Wien
2010.
311 Gosztony, Planung, Stellenwert und Ablauf der „Wiener Angriffsoperation“, S. 142.
zurück zum
Buch Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955"
Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918