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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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3. Militärischer Vormarsch und Regierungsbildung 147 ge Tage zuvor bei einer Besprechung des staatlichen Verteidigungskomitees über Renner „laut nachgedacht“ haben soll,360 erfuhr am 4. April von Renners Erscheinen und handelte unverzüglich:361 Binnen Minuten ordnete er dem Militärrat der 3. Ukrainischen Front an, Renner Vertrauen zu erweisen und ihm mitzuteilen, dass ihm das Kommando der sowjetischen Streitkräfte bei der „Wiederherstellung der demokratischen Ordnung in Österreich Unter- stützung“ gewähren werde. Weiters sollte Renner davon in Kenntnis gesetzt werden, „dass die sowjetischen Streitkräfte die Grenzen Österreichs nicht zur Besetzung seines Staatsgebietes überschritten haben, sondern um die NS-Be- satzer aus Österreich zu vertreiben“.362 Die Wortwahl ist hier dieselbe wie in den oben angeführten ersten Aufrufen an die Bevölkerung Österreichs und an die Truppen der 2. und 3. Ukrainischen Front.363 Daraufhin nahmen die Ereignisse ihren Lauf: Renner wurde ins Haupt- quartier der 9. Garde-Armee nach Hochwolkersdorf gebracht, wo nur we- nig früher Szokolls Vertrauensmänner Käs und Reif bei General Glagolev vorgesprochen hatten.364 Hier machte Želtov am 5. April Renner mit den in Österreichpolitik, S. 122; Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 112f.; Rauchen- steiner, Nachkriegsösterreich 1945, S. 408; Karl Renner, Denkschrift über die Geschichte der Unab- hängigkeitserklärung Österreichs und die Einsetzung der provisorischen Regierung der Republik. Wien 1945, S. 3. 360 Laut den Erinnerungen des Mitglieds der Stavka, General Sergej M. Štemenko, soll Stalin gefragt haben: „Wo ist denn eigentlich jener Sozialdemokrat Karl Renner, der ein Schüler von Karl Kautsky war?“ Die Mitglieder des Generalstabes wussten keine Antwort und erteilten, so Štemenko wei- ter, telefonisch an die 3. Ukrainische Front die Weisung, in Erfahrung zu bringen, was aus Renner geworden sei und wo er sich aufhielte. Schtemenko, Im Generalstab. Bd. 2, S. 403; Sergej M. Schte- menko, Die Befreiung Wiens, in: Neue Zeit 21/1972, S. 18–21, hier: S. 19; Štemenko, General’nyj štab v gody vojny. Bd. 2, S. 356. Ob diese von der Geschichtsschreibung oftmals wiederholte „Renner- Episode“ den Tatsachen entspricht, ist umstritten. Zum aktuellen Diskurs vgl. Karner – Ruggentha- ler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 114; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 76. 361 CAMO, F. 243, op. 2912, d. 146, S. 309f., Telegramm von Fedor Tolbuchin und Aleksej Želtov an Stalin über das Treffen des Kommandos der 9. Garde-Armee mit Renner, 4.4.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 12. Vgl. Karner – Rug- genthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 112–115; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Öster- reich, S. 77. 362 CAMO, F. 243, op. 2912, d. 146, S. 269, Telegramm der Stavka des Oberkommandos an Tolbuchin über den Vertrauenserweis gegenüber Renner, 4.4.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 13. Vgl. Aichinger, Sowjetische Österreichpo- litik, S. 125; Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 115f.; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 77; Oliver Rathkolb, Besatzungspolitik und Besatzungserleben in Ost- österreich vom April bis August 1945, in: Manfried Rauchensteiner – Wolfgang Etschmann (Hg.), Österreich 1945. Ein Ende und viele Anfänge. Forschungen zur Militärgeschichte 4. Graz – Wien – Köln 1997, S. 185–206, hier: S. 189; Štemenko, General’nyj štab v gody vojny. Bd. 2, S. 356–358. 363 Siehe dazu auch das Kapitel A.II.1.4 „‚Jedmöglichste Hilfe‘: Aufrufe an die Bevölkerung“ in diesem Band. 364 Siehe dazu auch das Kapitel A.II.2.1.1 „Kontaktaufnahme mit der Roten Armee“ in diesem Band; Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 120.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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