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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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II. Kriegsende in Österreich150 Trotz der vorsichtigen Formulierung waren Washington und London alar- miert. Die Briten teilten mit, sie benötigten Zeit, um den Vorschlag zu prü- fen.374 Was sie nicht wussten, war, dass Renner zu diesem Zeitpunkt längst eine provisorische Regierung gebildet hatte, die am 27. April, dem Tag der Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung,375 im Wiener Rathaus zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentrat. Am späteren Nachmittag lud Marschall Tolbuchin die Regierungsmitglieder zu einem Empfang, der in „freundschaftlicher Atmosphäre“ verlief.376 Tolbuchin erklärte, dass die Rote Armee die provisorische Regierung unterstütze, was allerdings keine völker- rechtliche Anerkennung durch die Sowjetunion bedeutete.377 Bereits nördlich der Donau, wo sich der Befehlsbereich der 2. Ukrainischen Front unter Mar- schall Malinovskij befand, endete vorerst Renners „Macht“.378 Noch im Juni 1945 beklagte sich Renner bei Tolbuchin, dass die provisorische Regierung in dem von Malinovskijs Truppen besetzten Gebiet nicht anerkannt werde. Sie habe nicht einmal Kontakt mit diesen Militärorganen.379 Am 28. April versandte Renner eine sogenannte Notifikation an die Regie- rungen der UdSSR, USA und Großbritanniens (nicht aber Frankreichs) mit der Bitte um Anerkennung der provisorischen Regierung.380 Den Text hatte der sowjetische Volkskommissar für Äußeres, Vjačeslav M. Molotov, persön- lich redigiert.381 Damit kreuzte sich Renners Notifikation mit der Note der britischen Botschaft in Moskau vom 27. April, die dem NKID am folgenden Tag vorlag und in der um Aufschiebung der Anerkennung jeglicher proviso- rischen Regierung in Österreich ersucht wurde.382 Auch die Amerikaner lehn- ten die sowjetischen Intentionen bezüglich der österreichischen Regierung 374 AVP RF, F. 066, op. 25, p. 118a, d. 7, S. 39, Roberts an Vyšinskij, 27.4.1945; Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 131. 375 Unabhängigkeitserklärung der provisorischen österreichischen Staatsregierung, 27.4.1945. Abge- druckt in: Csáky, Der Weg zu Freiheit und Neutralität, S. 36f. Vgl. Rauchensteiner, Stalinplatz 4, S. 24f. 376 CAMO, F. 243, op. 2912, d. 146, S. 192–194, Tolbuchin und Želtov an Stalin über den Empfang der provisorischen Regierung, 28.4.1945. Abgedruckt in: Institut Voennoj Istorii, Krasnaja Armija v stra- nach Central’noj Evropy, S. 644f. 377 Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 92. 378 Rauchensteiner, Stalinplatz 4, S. 25–27. 379 AVP RF, F. 012, op. 6, p. 92, d. 391, Koptelov an Dekanozov über das Gespräch Renners mit Tolbu- chin am 6.6.1945. Am Gespräch nahmen ferner Želtov, Politberater Koptelov und Morozov teil. 380 Note Renners an die sowjetische Regierung, 28.4.1945. Abgedruckt in: Ministerstvo innostranych del, Sbornik osnovnych dokumentov. Bd. 1, S. 26. Vgl. Rauchensteiner, Stalinplatz 4, S. 26. 381 Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 131. 382 AVP RF, F. 066, op. 25, p. 118a, d. 7, S. 39, Roberts an Vyšinskij, 27.4.1945. Vgl. Wagner, Die Besat- zungszeit aus sowjetischer Sicht, S. 64; Karner – Ruggenthaler, Unter sowjetischer Kontrolle, S. 131. Die Note stellte jedoch keinen „schärfsten Protest“ dar. Vgl. Rauchensteiner, Stalinplatz 4, S. 26.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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Titel
Stalins Soldaten in Österreich
Untertitel
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Autor
Barbara Stelzl-Marx
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
874
Kategorien
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