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III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und
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ge Angelegenheiten“, 1948 gar „über dem Ministerium für auswärtige Ange-
legenheiten“ stehend bezeichnet. Allerdings konnte Suslov sich nicht gegen
die gängige Praxis durchsetzen, dass ein kleiner Kreis von Politbüromitglie-
dern Entscheidungen zu außenpolitischen Fragen traf und dabei seine Abtei-
lung für Außenpolitik überging.10
Im September 1947 erfolgte die Gründung des „Informationsbüros der
kommunistischen Parteien“, kurz „Kominform“ oder auch „Informbüro“ ge-
nannt. Andrej A. Ždanov, einer der wichtigsten Stalin‘schen Chefideologen
und von 1934 bis zu seinem Tod 1948 Sekretär des ZK der VKP(b), beton-
te dabei in seiner Rede zur internationalen Lage die Stalin‘sche Konzeption
der Weltenteilung in zwei sich gegenseitig bekämpfende „Lager“. Der Kalte
Krieg war in eine neue Phase getreten. Die Aufgabe der Kominform bestand
in erster Linie darin, den reibungslosen Aufbau eines „Sozialismus nach
sow
jetischem Muster“ in den osteuropäischen Ländern zu sichern und diese
ideologisch möglichst eng an die Sowjetunion zu binden. Trotz der Befürch-
tungen im Westen, das Kominform wäre eine neue Komintern, übernahm
das Kominform nicht die Funktionen der „Internationalen Abteilung des ZK
der VKP(b)“.11
Auf der Basis einer Resolution des Politbüros vom 10. Juli 1948 ließ Stalin
vor dem Hintergrund der Truman-Doktrin und des Marshallplans die Abtei-
lung für Außenpolitik des ZK der VKP(b) bis Ende des Jahres reorganisieren
und in „Internationale Abteilung des ZK der VKP(b)“ umbenennen. Diese
bestand bis zum 29. April 1949.12 Neben der Kaderauswahl für die Arbeit im
Ausland standen vor allem die Organisation der Verbindungen zu den kom-
munistischen Parteien und die Kontrolle der internationalen Aktivitäten der
unterschiedlichen sowjetischen Organisationen im Vordergrund. Insgesamt
23 Unterabteilungen entstanden, die unter anderem für diplomatische Orga-
ne, Archivmaterialien über ausländische Kader sowie für Deutschland und
Österreich zuständig waren.13
Überraschend fasste das Politbüro in seiner Sitzung am 12. März 1949 den
Beschluss, die „Außenpolitische Kommission des ZK der VKP(b)“ zu schaf-
fen, den Apparat der Internationalen Abteilung an sie zu übergeben und ihn
aus dem Apparat des Sekretariates des ZK herauszulösen. Vjačeslav M. Mo-
lotov, der nur eine Woche zuvor aus seiner Funktion als Außenminister aus-
geschieden war, betraute das Politbüro mit der Überwachung der Arbeit der
10 Adibekov, Das Kominform und Stalins Neuordnung Europas, S. 43, 46.
11 Ebd., S. 46f.; Foitzik, Einleitung, S. 11.
12 Naimark, Die Russen in Deutschland, S. 606.
13 Adibekov, Das Kominform und Stalins Neuordnung Europas, S. 47f.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918