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1. Im Zentrum der Macht 161
Außenpolitischen Kommission. Stalin wollte damit den Schlag gegen seinen
„alten Freund“ etwas „abmildern“, rechnete aber in Wirklichkeit auf seine
eigene Weise mit Molotov ab. Als Vorsitzender fungierte bis 1953 Vagan G.
Grigor’jan, als erster Stellvertreter Boris Nikolaevič Ponomarev, der seine
Funktion als Leiter des Sovinformbüros beendete, und als stellvertretender
Vorsitzender Andrej A. Smirnov, der als Leiter der Dritten Europäischen Ab-
teilung des MID zurücktrat.14
Am 27. Oktober 1952, nach dem XIX. Parteitag, wurde die Außenpolitische
Kommission in „Kommission des ZK der KPdSU für Verbindungen mit aus-
ländischen kommunistischen Parteien“ umbenannt, die nach Stalins Tod im
März 1953 neuerlich als Abteilung des ZK für die Verbindungen zu ausländi-
schen kommunistischen Parteien reorganisiert wurde.15
1.2 Die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee
Für die außenpolitische Planung – auch in Bezug auf Österreich – war im ZK
weiters die „Politische Hauptverwaltung der Roten Arbeiter- und Bauern-Ar-
mee“ (GlavPURKKA, nach 1946: GlavPU) zuständig. Diese war zwar offiziell
dem Volkskommissariat (ab 1946: Ministerium) für Streitkräfte unterstellt,
operierte aber weitgehend als Arm des ZK der VKP(b).16 Wie eng diese Ver-
bindung war, zeigt allein die Tatsache, dass ihr Leiter Aleksandr S. Ščerbakov
zugleich ZK-Sekretär war und seit Juni 1941 das Sowjetische Informations-
büro leitete. Durch diese Konstruktion war die gesamte politische Arbeit in
der Armee wiederum der Partei unterstellt, was den politischen Einfluss der
Armee selbst drosselte.17 Zugleich zeigt dies aber auch, wie sehr es sich bei
der Roten Armee um eine politische Armee handelte.18
Generaloberst Ščerbakov und sein Stellvertreter sowie Nachfolger19 Iosif
V. Šikin erhielten regelmäßig Berichte über den „politisch-moralischen Zu-
stand“ der Truppen und die generelle Lage im besetzten Österreich. Diese
Informationen stellten unter anderem die Politverwaltungen der 2. und 3.
Ukrainischen Front bereit.20 Die GlavPURKKA wiederum hielt das ZK der
14 Ebd., S. 49–51.
15 Ebd., S. 51f.
16 Naimark, Die Russen in Deutschland, S. 30.
17 Kalnins, Agitprop, S. 61f.; Wagner, Die Besatzungszeit aus sowjetischer Sicht, S. 76. Siehe dazu auch
das Kapitel A.II.1.1.1 „Organisation der Propaganda“ in diesem Band.
18 Siehe dazu auch das Kapitel B.I.1.3 „Politisch-moralische Schulung“ in diesem Band.
19 RGASPI, F. 17, op. 121, d. 395, S. 56–58, Šikin an Malenkov über „faschistische Elemente“ in Öster-
reich, der Tschechoslowakei und Ungarn, 17.10.1945.
20 Vgl. etwa: CAMO, F. 32, op. 11289, d. 815, S. 123–128, Bericht der Politverwaltung der 3. Ukraini-
schen Front an Ščerbakov über die Lage in Floridsdorf, 21.4.1945. Abgedruckt in: Institut Voennoj
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918