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III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und
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neralsekretärs aus.46 Auch sein Stellvertreter und Nachfolger Michail E. Kop-
telov (1904–1952) war Karrierediplomat mit einem hochrangigen Mentor: Er
genoss das besondere Vertrauen des Leiters der 3. Europäischen Abteilung,
Smirnov, wovon auch der beinahe familiäre Ton mancher Schreiben zeugt.
Beispielsweise schloss Koptelov seinen handschriftlichen Brief an Smirnov
vom 24. Dezember 1945 mit den Worten: „Ohne etwas Konkretes sind – alle
Gespräche sind nur leeres Geschwätz. Nun, bleiben Sie gesund! Es drückt
Ihnen kräftig die Hand. Dein M. Koptelov.“47 Sie hatten zunächst gemein-
sam in der politischen Vertretung der UdSSR in Deutschland gearbeitet, wo
Koptelov 1941 den Auftrag bekommen hatte, als Generalkonsul nach Wien
zu gehen. Während des Krieges hatte Koptelov diese Funktion auch im Iran
ausgeübt, wobei sich wiederum seine Wege mit jenen Smirnovs an der sow-
jetischen Botschaft gekreuzt hatten.48 Anfang April 1945 traf er im Rang eines
Gesandten in Wien ein und übernahm kommissarisch das Amt des Politbe-
raters beim Kommandierenden der 3. Ukrainischen Front. Koptelov galt als
ausgesprochener Österreichkenner. Im April 1945 wickelte er persönlich die
organisatorischen Angelegenheiten bei der Bildung der provisorischen Regie-
rung ab und repräsentierte beim ersten Treffen Renners mit Tolbuchin am 19.
April 1945 den NKID.49
Mitte Mai 1945 schlugen Mitarbeiter der 3. Europäischen Abteilung Kop-
telov als Politischen Berater des sowjetischen Kommissars im geplanten Al-
liierten Rat vor, doch Vyšinskij favorisierte offensichtlich seinen „Zögling“
Kiselev für diese Position. Koptelov sollte – statt des ebenfalls jungen Dip-
lomaten Nikolaj M. Lun’kov50 – die Rolle des stellvertretenden Politberaters
zufallen.51 Ende Mai 1948 löste Koptelov schließlich Kiselev als Politischen
46 Pavlenko, Österreich im Kraftfeld der sowjetischen Diplomatie, S. 573f.; Knoll – Ruggenthaler, Bio-
graphische Skizzen, S. 919; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 56f.
47 AVP RF, F. 066, op. 25, p. 118a, d. 2, S. 71f., Schreiben von Koptelov an Smirnov über einen Entwurf
eines Zusatzabkommens über den Kontrollmechanismus in Österreich und die politische Lage im
Land, 24.12.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich,
Dok. Nr. 71.
48 Pavlenko, Österreich im Kraftfeld der sowjetischen Diplomatie, S. 574.
49 AVP RF, F. 06, op. 7, p. 26, d. 325, S. 10, Dekanozov an Molotov, 6.4.1945. Vgl. Wagner, Die Besat-
zungszeit aus sowjetischer Sicht, S. 58; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 56f.
50 Lun’kov wurde Ende Juli 1945 aus Österreich ins NKID abberufen. Koptelov schlug daraufhin für
den Posten des ersten Assistenten des Politberaters Aleksej I. Serov aus der 3. Europäischen Ab-
teilung des NKID vor. Vgl. AVP RF, F. 066, op. 25, p. 118a, d. 2, S. 14, Schreiben von Koptelov an
Dekanozov bezüglich der Nachbesetzung des Postens von Lun’kov durch Serov, 25.7.1945.
51 AVP RF, F. 066, op. 25, p. 119, d. 15, S. 19f., Schreiben von Lavrov und Poljakov an Vyšinskij und
Dekanozov zum Entwurf einer Verordnung des Rates der Volkskommissare über die Bildung der
SČSK mit beiliegendem Verordnungsentwurf, 11.5.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx –
Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 60. Siehe dazu auch das Kapitel A.III.5.1 „‚Kei-
ne Zeit zu verlieren!‘ Im Vorfeld der SČSK“ in diesem Band.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918