Seite - 172 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Bild der Seite - 172 -
Text der Seite - 172 -
III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und
Funktion172
Tolbuchins Platz in Wien nahm Žukovs
Erzrivale Marschall Ivan S. Konev, seit
Mai 1944 Oberbefehlshaber der 1. Ukra-
inischen Front und „Befreier von Prag“,
ein. Die 1. Ukrainische Front hatte Baut-
zen, Dresden und – gemeinsam mit
Žukovs Truppen – Berlin erobert und
war am 25. April bei Torgau an der Elbe
auf US-Truppen gestoßen.68 Sie wurde
nun per Befehl der Stavka vom 29. Mai
1945 in „Zentrale Gruppe der Streitkräf-
te“ („Central’naja gruppa vojsk“, kurz:
CGV)69 umbenannt und von Deutsch-
land nach Österreich, Ungarn und in die
Tschechoslowakei verlegt. Die in Öster-
reich verbliebenen Einheiten der 2. und
3. Ukrainischen Front, darunter Teile
der 4., 7. und 9. Garde-Armee, gingen in
der CGV auf. Ab 10. Juni 1945 hatte der
Stab der Zentralen Gruppe der Streit-
kräfte in Baden bei Wien zu liegen.70
3.1 Die Spitze der Befehlspyramide: Oberbefehlshaber und Militärrat
An der Spitze der Befehlspyramide stand der Oberbefehlshaber der jewei-
ligen Front bzw. der Zentralen Gruppe der Streitkräfte, dem bis zur Kapi-
tulation Deutschlands die „gesamte Macht in Österreich“ oblag.71 Mit der
Gründung des Alliierten Rates im September 1945 übernahm der jeweilige
Oberbefehlshaber bis Juni 1953 zugleich die Funktion des sowjetischen Mili-
68 Naimark, Die Russen in Deutschland, S. 20.
69 In frühen Dokumenten findet sich auch die Bezeichnung „Central’naja gruppa sovetskich vojsk“,
kurz: CGSV (Zentrale Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte).
70 CAMO, F. 148a, op. 3763, d. 213, S. 129–132, Direktive der Stavka Nr. 11096 an den Oberbefehlsha-
ber der 1. Ukrainischen Front über die Umbenennung der Front in „Zentrale Gruppe der Streitkräf-
te“, 29.5.1945. Abgedruckt in: Institut Voennoj Istorii, Stavka VGK, S. 240f. Auf Deutsch abgedruckt
in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 61.
71 AVP RF, F. 66, op. 23, p. 24, d. 8, S. 20f., Bericht der 3. Europäischen Abteilung des NKID „Über
Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Vormarsch der Roten Armee auf das Gebiet Österreichs“
[spätestens am 2.4.1945]. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in
Österreich, Dok. Nr. 6.
Abb. 17: Die 3. Ukrainische Front unter
Marschall Fedor Ivanovič Tolbuchin
(1894–1949) befreite Wien am 13. April
1945. (Quelle: AdBIK, Sammlung
4. Gardearmee)
zurück zum
Buch Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955"
Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918