Seite - 173 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Bild der Seite - 173 -
Text der Seite - 173 -
3. Die militärische Ebene: Armee und Kommandanturen 173
tärkommissars bzw. ab dem 28. Juni 1946 jene des Hochkommissars.72 Er war
an die Weisungen der Stavka des Oberkommandos in der Person von Stalin
und Aleksej I. Antonov, dem Chef des Generalstabes der Roten Armee und
späteren Chef des Stabes der Warschauer-Pakt-Truppen, gebunden.73
Marschall Ivan S. Konev, der erste sowjetische Militärkommissar in Ös-
terreich, hatte diese Doppelfunktion bis zu seiner Ernennung zum Ober-
kommandierenden der sowjetischen Landstreitkräfte und stellvertreten-
den Minister der Streitkräfte der UdSSR im April 1946 inne.74 Anschließend
übernahm Generaloberst Vladimir V. Kurasov für insgesamt drei Jahre die
Funktion als Oberbefehlshaber der CGV in Baden und als sowjetischer Mi-
litär- bzw. Hochkommissar in Österreich. Kurasov galt als erfahrener Heer-
führer, der unmittelbar nach Kriegsende als erster Stabschef der Sowjetischen
Militäradministration in Deutschland und danach als stellvertretender Ober-
befehlshaber der Zentralen Gruppe der Streitkräfte eingesetzt gewesen war.
Im Anschluss an seinen Posten in Österreich wurde Kurasov – nach einem
kurzen Zwischenspiel als Chef des militärischen Geheimdienstes GRU – Chef
der Generalstabsakademie bzw. stellvertretender Chef des Generalstabes.75
Auf Kurasov folgte von 1949 bis 1953 Generalleutnant Vladimir P. Sviri-
dov, ebenfalls ein erfahrener Kommandeur an verschiedenen Fronten. Von
Juli 1945 bis Jänner 1948 hatte er als stellvertretender Vorsitzender der Alli-
ierten Kontrollkommission in Ungarn gedient, ehe er im April 1949 die Funk-
tion des Oberbefehlshabers der CGV sowie des sowjetischen Hochkommis-
sars in Österreich übernahm.76 Während seiner Tätigkeit als Hochkommissar
standen ihm insgesamt drei Stellvertreter zur Seite: zunächst Generaloberst
Želtov, ab Sommer 1950 für rund ein Jahr Generalmajor Georgij K. Cinev und
schließlich bis zum Ende seiner Amtszeit im Juni 1953 Generalmajor Viktor
M. Kraskevič. Cinev hatte ab 1941 als Polit-Kommissar, stellvertretender Lei-
ter der Politverwaltung der Kalininfront und schließlich als Leiter der Po-
litverwaltung der 57. Armee der 3. Ukrainischen Front große Erfahrung bei
der politischen Arbeit unter den Soldaten gesammelt, ehe er ab Oktober 1945
beim Sowjetischen Teil der Alliierten Kommission in Österreich tätig war.
Nach seinem Posten als stellvertretender Hochkommissar setzte er seine Kar-
riere ab 1953 bei den Organen für Staatssicherheit – etwa als Leiter der 2. bzw.
72 Rauchensteiner, Der Sonderfall, S. 117.
73 Siehe dazu auch Tabelle 3 im Anhang dieses Bandes.
74 Voennaja ėnciklopedija. Bd. 4, S. 146.
75 Foitzik, Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 135, 138; Voennaja ėnciklopedija. Bd.
4, S. 351. Foitzik führt dabei Kurasovs Funktion in Österreich als „stellvertretender Chef der Besat-
zungstruppen“ ohne Hinweis auf seine Funktion als Oberbefehlshaber und Hochkommissar an.
76 Voennaja ėnciklopedija. Bd. 7. Moskau 2003, S. 397.
zurück zum
Buch Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955"
Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918