Seite - 177 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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3. Die militärische Ebene: Armee und Kommandanturen 177
setzt waren,91 und ernannten die Militärkommandanten.92 Für aktive Agita-
tion und Propaganda unter der Bevölkerung waren bei Kriegsende die Polit-
verwaltungen der 2. und 3. Ukrainischen Front bzw. der Zentralen Gruppe
der Streitkräfte verantwortlich. Fachlich unterstanden sie der Politischen
Hauptverwaltung der Armee, GlavPURKKA.93 Bei den Kommandanturen
wurde dafür die Position des „stellvertretenden Kommandeurs für politische
Angelegenheiten“ („Zampolit“) besetzt, der neben der Propaganda unter der
Bevölkerung und der Wahrung des Kontakts zu den Einheimischen auch für
die Parteiarbeit in der Kommandantur zuständig war. Ihm waren wiederum
die Angehörigen der 7. Abteilung der GlavPURKKA unterstellt.94
3.2 Die Militärkommandanturen: Aufgaben und Pflichten
Innerhalb kürzester Zeit nach Überschreiten der österreichischen Grenze lie-
ßen Tolbuchin und Malinovskij gemäß der Direktive Nr. 1105595 der Stavka
vom 2. April 1945 in allen größeren sowjetisch besetzten Ortschaften provi-
sorische Militärkommandanturen errichten.96 Als erste Aufgabe der Militär-
kommandanten hatte die Stavka die Einsetzung provisorischer österreichi-
scher Bürgermeister festgelegt.
Detaillierter regelte zunächst der „Befehl Nr. 1“ mit der Bezeichnung „Über
die Einrichtung von Militärkommandanturen und die Aufrechterhaltung der
Ordnung auf dem ihm anvertrauten Gebiet“ den Aufgabenbereich des jewei-
91 CAMO, F. 275, op. 888478s, d. 1, S. 317, Beschluss Nr. 035 des Militärrates der CGV über die Si-
cherstellung der Verpflegung für Personen, die zum Bau von Donaubrücken verpflichtet werden.
Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 47.
92 CAMO, F. 275, op. 45235os, d. 2, S. 184–189, Weisung der CGV an die Militärkommandanten auf
dem von sowjetischen Truppen besetzten Gebiet Österreichs und Ungarns, 15.9.1945. Abgedruckt
in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 69.
93 Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 48f.
94 Foitzik, Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 83f. Siehe dazu auch das Kapitel
A.II.1.1.1 „Organisation der Propaganda“ in diesem Band.
95 CAMO, F. 148a, op. 3763, d. 212, S. 11f., Direktive der Stavka Nr. 11055 an die Oberbefehlshaber der
2. und 3. Ukrainischen Front über den Aufruf an die Bevölkerung Österreichs, 2.4.1945. Abgedruckt
in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 8.
96 Barbara Stelzl-Marx, Die sowjetische Besatzung Österreichs 1945–1955. Zur militärischen Struktur
und Verwaltung, in: Stefan Karner – Gottfried Stangler (Hg.), „Österreich ist frei!“ Der Österreichi-
sche Staatsvertrag 1955. Beitragsband zur Ausstellung auf Schloss Schallaburg 2005. Unter Mitar-
beit von Peter Fritz und Walter M. Iber. Horn – Wien 2005, S. 65–72, hier: S. 67. Zur analogen Vorge-
hensweise im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands vgl. V. V. Zacharov, Voennye komendatury
SVAG v Sovetskoj zone okkupacii Germanii. 1945–1949 gg., in: V. V. Zacharov (Hg.), Dejatel’nost’
sovetskich voennych komendatur po likvidacii posledstvij vojny i organizacii mirnoj žizni v Sovets-
koj zone okkupacii Germanii. 1945–1949 gg: Sbornik dokumentov. Moskau 2005, S. 17–66, hier: S.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918