Seite - 182 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und
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Armeeangehörigen nach wie vor nicht zufriedenstellend. Im April 1955 wur-
den die Aufgaben der Militärkommandanturen weiter eingeschränkt. Von
den 31 noch vorhandenen Kommandanturen wurden neun in jenen Städten
geschlossen, wo keine sowjetischen Einheiten mehr stationiert waren.112 Die
Kontrolle der sowjetischen Kommandanturen von österreichischen Behörden
erlosch am 20. Mai 1955.113
3.3 Struktur der Militärkommandanturen
Die ab Anfang April 1945 in allen größeren sowjetisch besetzten Ortschaften er-
richteten provisorischen Militärkommandanturen114 wurden im Zuge der Um-
strukturierung der Roten Armee im Sommer 1945 teilweise wieder aufgelöst
bzw. sukzessive durch reguläre ersetzt. Oberbefehlshaber Marschall Konev ließ
per Befehl vom 20. August 1945 zunächst in Niederösterreich und im Burgen-
land je eine Landeskommandantur einrichten,115 denen die Bezirkskommandan-
turen im jeweiligen Bundesland – und diesen wiederum die Stadtkommandan-
turen – unterstellt waren. Die Landeskommandanturen ihrerseits waren über
die Abteilung zur Leitung der Militärkommandanturen (ORVK) dem Militärrat
der CGV unterstellt.116 Zum 31. Dezember 1945 existierten 51 Bezirks- und drei
Landeskommandanturen für Niederösterreich, das Burgenland und das Mühl-
viertel, die Wiener Stadtkommandantur sowie elf sowjetische Stadtbezirkskom-
mandanturen in Wien. Bis zum Eintreffen der Westalliierten hatte es in Wien
insgesamt 26 sowjetische Stadtbezirkskommandanturen gegeben.117
112 RGANI, F. 3, op. 8, d. 231, S. 65–67, Beschluss Nr. P117/44 des Präsidiums des ZK der KPdSU, Über
eine Einschränkung der Kontrolle sowjetischer Besatzungsorgane über österreichische Behörden,
26.4.1955; RGANI, F. 3, op. 8, d. 231, S. 68f., Begleitbrief von V. Molotov an das Präsidium und das
Sekretariat des ZK der KPdSU zur Übersendung des Entwurfs für den Beschluss des Präsidiums
des ZK der KPdSU, Über eine Einschränkung der Kontrolle sowjetischer Besatzungsorgane über
österreichische Behörden, 24.4.1955.
113 Manfried Rauchensteiner, Die Zwei: Die Große Koalition in Österreich 1945–1966. Wien 1987, S. 284;
Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 52.
114 CAMO, F. 148a, op. 3763, d. 212, S. 11f., Direktive der Stavka Nr. 11055 an die Oberbefehlshaber der
2. und 3. Ukrainischen Front über den Aufruf an die Bevölkerung Österreichs, 2.4.1945. Abgedruckt
in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 8. Die Umsetzung
der Direktive bestätigte ein Bericht des stv. Leiters der GlavPURKKA, Iosif V. Šikin, an das ZK der
VKP(b). Vgl. RGASPI, F. 17, op. 121, d. 395, S. 4–7, Šikin an Malenkov über die Lage in den sowje-
tisch besetzten Gebieten Österreichs und die Stimmung unter der Bevölkerung, 14.4.1945.
115 Vartanov, Die Aufgaben der Militärkommandanturen, S. 168f.
116 CAMO, F. 275, op. 45235os, d. 2, S. 184–189, Weisung der CGV an die Militärkommandanten auf
dem von sowjetischen Truppen besetzten Gebiet Österreichs und Ungarns, 15.9.1945. Abgedruckt
in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 69. Vgl. Mueller, Die
sowjetische Besatzung Österreichs, S. 50.
117 RGASPI, F. 17, op. 128, d. 117, S. 2–117, hier: S. 92f. Bericht von Pasečnik an Suslov über die Lage in
Österreich, 6.8.1946. Vgl. Knoll – Stelzl-Marx, Der Sowjetische Teil der Alliierten Kommission, S. 207.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Stalins Soldaten in Österreich
- Untertitel
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Autor
- Barbara Stelzl-Marx
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 874
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918