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sei nur etwa auf die Reichsmusikkammer als Teil der Reichskulturkammer, den
Mindestlohn für Musiker oder den im Vergleich zum Austrofaschismus noch ein-
mal verstärkten Einsatz von Musik im Rahmen von Propaganda verwiesen. Auch
der Untersuchungsraum Österreich bedarf der Klärung. Wäre nicht
– im Sinne einer
Global Labor History und in der Untersuchung einer Branche, in der internatio-
nale Mobilität immer schon wichtig war
– auch die Einbindung anderer Regionen
wichtig? Dem muss entgegnet werden, dass gerade in der zu untersuchenden Zeit
die Perspektive, den Nationalstaat als räumliche Eingrenzung der Untersuchung zu
verwenden, Vorteile bietet. Nationale Regelungen von Arbeit ebenso wie auf das neue
Staatsgebilde fokussierte Institutionen wie etwa Gewerkschaften trugen dazu bei,
dass Arbeitsformen immer stärker auch national definiert und differenziert wurden.
Ein internationaler Vergleich mit Formen des Musizierens in anderen Ländern stellt
aufgrund des großen Forschungsaufwandes bereits für die Behandlung der Musi-
zierformen in einem Land noch ein Forschungsdesiderat dar.
Verschiedene internationale Arbeiten haben bereits eine arbeits- bzw. berufs-
geschichtliche Perspektive auf Musizieren während dem 19. und der ersten Hälfte
des 20.
Jahrhunderts eingenommen, während für Österreich noch keine derartigen
Untersuchungen vorliegen. So beschreiben sowohl Cyril Ehrlich 23 als auch Deborah
Rohr 24 die Geschichte britischer MusikerInnen, wobei beide der Institution der
profession (in diesem Kontext in etwa verstanden als Berufsstand) eine zentrale
Rolle einräumen. Während Rohr die (gescheiterten) Versuche von MusikerIn-
nen beschreibt, als profession anerkannt zu werden, erzählt Ehrlich vor allem die
Geschichte der professional musicians und deren Interessenvertretungen. In beiden
Fällen wird also im Gegensatz zu meiner Untersuchung profession als forschungs-
leitende Kategorie bereits vorausgesetzt und nicht als eine von vielen Formen,
Musik zu betreiben, betrachtet. In mehreren Studien steht auch der zeitgenössische
Gegensatz von Kunst und Arbeit bzw. Gewerbe im Vordergrund: In der Studie
von Martin Jacob Newhouse über OrchestermusikerInnen im Deutschen Kaiser-
reich,25 in der Untersuchung von James P. Kraft zu Musikergewerkschaften in den
USA zwischen 1880 und 1917,26 und in jener von Angéle David- Guillou zu Musi-
kergewerkschaften in Großbritannien, Frankreich und den USA zwischen 1870
und 1920.27 Alle drei räumen den gewerkschaftlichen Interessenvertretungen und
damit auch den Musizierformen, die von ihnen vertreten wurden, großen Platz ein
23 Ehrlich, Music Profession.
24 Rohr, Careers.
25 Newhouse, Artists.
26 Kraft, Artists.
27 David- Guillou, Musician’s Unions.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Über die Produktion von Tönen
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Titel
- Über die Produktion von Tönen
- Untertitel
- Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Autor
- Georg Schinko
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20802-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
- Kategorie
- Kunst und Kultur