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Bezug auf Musizieren als Arbeit oder Unterhalt und deren Beziehungen zueinander
darstellen will, scheint es naheliegend, auch die von mir untersuchten Praktiken des
Musizierens als Feld – das Feld des Musizierens – zu kon struieren. Eine Anmer-
kung ist dazu allerdings notwendig: Wie Alexander Mejstrik beschreibt, impliziert
die derzeit gängige Verwendung von Feld ein Feld als Ort
– ein Feld, das definierte
Grenzen hat, innerhalb derer (und nur innerhalb derer) es um das untersuchte
Phänomen geht.41 Ein derartiges Verständnis von Feld verlangt meist a priori den
Nachweis, dass die in ihm enthaltenen Elemente auch tatsächlich durch Feldeffekte
miteinander verbunden sind,42 dessen Erbringung zumindest für meinen Forschungs-
gegenstand schwer vorstellbar ist. Es führt aber vor allem notwendigerweise zur
Übernahme und damit Privilegierung einer von mehreren Perspektiven darauf, wer
noch zum Feld gehört und wer nicht mehr. Wer ist noch Musiker (oder: Berufsmu-
siker, Künstler etc.) und wer nicht mehr? Darüber gibt es im Untersuchungszeitraum
unterschiedliche Meinungen, deren Vielfalt man notwendigerweise ignorieren muss,
will man diese Grenzen ziehen. Wenn ich daher in meiner Arbeit den Feldbegriff
verwende, tue ich das zum einen als Referenz auf eine allgemeinere Art, Forschung
zu betreiben:43 unter Berücksichtigung der Relationalität der Positionen,44 der jeweils
eigenen Hierarchisierungs- und Legitimationslogiken innerhalb eines Feldes und
der Zusammenhänge zwischen Position und Weltperspektive bzw. Praktik. Zum
anderen konstruiere ich durch den systematischen Vergleich lebensgeschichtlicher
Erzählungen weniger ein als Ort verstandenes Feld, sondern einen Raum (bzw. ein
Raum- Feld)
– den Raum des Musizierens. Für diesen ist
– im Gegensatz zum Ort-
Feld – konstitutiv, dass er keine vorab definierten Außengrenzen besitzt.45 Diese
Perspektive ist bestimmend für die vorliegende Untersuchung.
41 Mejstrik, Kunstmarkt, 127 – 130; Ders., Felder.
42 Bourdieu, Praxis, 131.
43 Bernhard/Schmidt-
Wellenburg, Einleitung, 9 – 26.
44 Vgl. Bourdieu, Praxis, 262.
45 Zum Unterschied von Raum- Feldern und Orts- Feldern vgl. Mejstrik, Felder, 152 – 159; Ders.,
Kunstmarkt, 127 – 130.
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Über die Produktion von Tönen
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Titel
- Über die Produktion von Tönen
- Untertitel
- Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Autor
- Georg Schinko
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20802-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
- Kategorie
- Kunst und Kultur