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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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recreation is no longer the paradigmatic circumstance of music.“ 32 Als für diese Entwicklung exemplarisch können in Österreich zwei Ereignisse gelten: Zum einen wurde nach 1848 die Anforderung des Amateurstatus für Mitglieder des Orches- ters der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien zurückgenommen und damit das Orchester auch für BerufsmusikerInnen geöffnet. Zum anderen wurde 1899  – und damit im europäischen Vergleich erst spät  – ein zweites (neben dem Hofopernor- chester) ständiges Orchester gegründet, das aus Berufsmusikern bestand.33 Lieb- haberInnen und DilettantInnen wurden nun verstärkt in der Hausmusik oder in Musikvereinen tätig, anstatt regelmäßig öffentlich aufzutreten. Angesichts der Tatsache, dass durch die Massenproduktion an Instrumenten und Noten einerseits, die oben beschriebene starke Zunahme musikalischer Ausbildungen andererseits, ihre Zahl stark zunahm, erlebten diese Aktivitäten während des 19.  Jahrhunderts einen regelrechten Boom.34 Auch in der Unterhaltungsmusik hatten die oben beschriebenen Entwicklungen der Massenkultur große Bedeutung für das Verhältnis von AmateurInnen bzw. Laien und BerufsmusikerInnen (als Kategorisierungen vor allem der Intensität, mit der sich jemand mit Musizieren beschäftigte und Musizieren praktizierte). Die „Erfindung“ von Freizeit im Zuge der Industrialisierung eröffnete nicht nur neue Möglichkei- ten für berufsmäßiges Musizieren in der Unterhaltungsindustrie, sondern ermög- lichte vielen nun auch das Musizieren als AmateurIn, sei es zur eigenen Unterhal- tung oder zur Unterhaltung anderer. Davon zeugen z. B. in Österreich die große Zahl an Gründungen von Blasmusikkapellen und Männerchören nach 1848 (wobei Letztere das Musizieren oftmals auch als Legitimation ihrer politischen Betätigung verwendeten)35 und die zentrale Bedeutung des Musizierens für die gegen Ende des 19.  Jahrhunderts entstehende Jugendbewegung.36 Im Kampf um das zahlende Musikpublikum spitzte sich der Konflikt zwischen (oft un- oder unterbezahlten) 32 Gramit, Serious, 97. 33 In den vorangegangenen Jahrzehnten gab es wiederholt Versuche zur Gründung dieses zweiten ständigen Orchesters, die aber wiederholt an der dauerhaften Finanzierung scheiterten. Die Gesellschaft der Musikfreunde Wiens versuchte wiederholt die Etablierung eines Berufs- orchesters, musste aber stattdessen immer wieder auf Orchester unter Beteiligung von Ama- teuren und Mitgliedern des Hofopernorchesters zurückgreifen. Der Wiener Musikerbund als Interessenvertretung der Berufsmusiker erreichte schließlich 1899 die Gründung eines eigenständigen Symphonieorchesters, dessen dauerhafte Finanzierung infolge allerdings nur gegen den Rückzug des Musikerbundes aus der Unternehmung zugesagt wurde. Vgl. Heller, Zeit, 102 – 106. 34 Vgl. Ballstaedt/Widmaier, Salonmusik. 35 Flotzinger, Geschichte, 167 ff. 36 Ebd., 174. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR Differenzierungen von Musizieren26
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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