Seite - 64 - in Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Bild der Seite - 64 -
Text der Seite - 64 -
2.3.6 Musizieren in Zahlen
Von der offiziellen Statistik erfasst wurde auch Musizieren in der Zwischenkriegszeit,
wobei vor allem seit 1934 (durch die Volkszählung und das System der Berechtigungs-
scheine) vermehrt Zahlen produziert wurden. Während manche Musizierformen
jedoch eingehender quantifiziert wurden, fanden andere kaum Beachtung. Das ver-
weist bereits auf unterschiedliche Grade von Legitimität, die mit diesen Musizierfor-
men verbunden waren. Ebenso zeigen die Kategorien, nach denen die verschiedenen
Praktiken des Musizierens gruppiert wurden, an, welche Differenzierungen zu einer
bestimmten Zeit gemacht wurden. Schließlich aber sind die vorliegenden Zahlen auch
Ausdruck von Kräfteverhältnissen, wie sie etwa in unterschiedlichen Entlohnungen
von Musizierformen zum Ausdruck kommen. Unter diesen genannten Aspekten
sollen im Folgenden die von verschiedenen Akteuren produzierten Zahlen über das
Musizieren in der Zwischenkriegszeit beschrieben werden. Dabei ist zu beachten,
dass in den meisten Fällen eine Längsschnitt- Darstellung der Zahlen aufgrund der
allzu verschiedenen Konstruktionen der Kategorien und der meist diskontinuierli-
chen Produktion von Zahlen durch Akteure nicht möglich ist.
Eine erste Quelle für quantitative Angaben ist die Volkszählung von 1934.211 Diese
Volkszählung gruppierte die erfasste Bevölkerung Österreichs in 189 Berufsgruppen,212
darunter auch die Berufsgruppen der Musiker/Musiklehrer/Kapellmeister und der
Sänger/Gesangslehrer. Die Kategorie des Berufes bedeutete hier die Erwerbstätig-
keit, die der/die Befragte zum Befragungszeitpunkt hauptsächlich ausübte. Nach
der Volkszählung gab es 1934 8.666 MusikerInnen, MusiklehrerInnen und Kapell-
meisterInnen 213 sowie 1.520 SängerInnen und GesangslehrerInnen,214 wovon 5.602
MusikerInnen 215 sowie 1.249 SängerInnen 216 in Wien tätig waren. Die hier verwen-
dete Kategorie der Zählung war denkbar eng gefasst
– weder Nebenberufsmusizie-
rende noch Gelegenheitsmusizierende fanden in die Zählung Eingang. Vergleicht
man die hier angegebene Anzahl von Musizierenden etwa mit den Angaben der
Nichtberufsmusikerverbände, die damals bis zu 70.000 Mitglieder zählten,217 dann
wird klar, dass hier nur ein sehr reduzierter Ausschnitt der Musizierenden insgesamt
211 Frühere Volkszählungen sind aufgrund der sehr groben Einteilung der Berufsgruppen (bzw.
im Falle der Volkszählung von 1920 aufgrund der von den Verantwortlichen selbst eingestan-
denen unzulänglichen Berufserhebung) für meine Fragestellung nicht verwendbar.
212 Bundesamt für Statistik (Hg.), Ergebnisse. Bundesstaat Textheft, 87 ff.
213 Bundesamt für Statistik (Hg.), Ergebnisse. Bundesstaat Tabellenheft, 314.
214 Ebd., 313.
215 Ebd., 314.
216 Ebd., 313.
217 Alpenländische Musiker- Zeitung (1935), März, 1 – 6, hier 5.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Differenzierungen von
Musizieren64
zurück zum
Buch Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938"
Über die Produktion von Tönen
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Titel
- Über die Produktion von Tönen
- Untertitel
- Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Autor
- Georg Schinko
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20802-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
- Kategorie
- Kunst und Kultur